Montag, 12. August 2013

Abschied und Ankunft – Meine letzte Zeit in Peru und die erste wieder in Deutschland

Wo gehöre ich hin? Wo will ich sein, wo will ich bleiben?

Immer noch bin ich in Peru, doch es steht ein Abschied nach dem Anderen an und mit Gedanken bin ich auch immer öfter schon in Deutschland.

Ich freue mich schon wieder riesig darauf, nach Hause zu kommen, aber andererseits geht es mir hier so gut und ich will noch gar nicht weg. Und trotzdem weiß ich: Mein Jahr hier ist vorbei und es heißt Abschied nehmen.
 
Zuerst einmal der Abschied in der Grundschule Villa Independiente, in der ich das ganze letzte Jahr je 4 Tage die Woche gearbeitet habe. Doch leider läuft dieser Abschied nicht ganz so, wie ich mir das gewünscht habe. Leider fällt mein Abschied genau auf den „Día del Logro“ (siehe Blogeintrag vom ), an dem alle Klassen zeigen, was sie im letzten Halbjahr gelernt haben. So habe ich leider nur sehr sehr wenig Zeit, mich von den Schülern und Lehrern zu verabschieden. Das finde ich sehr schade …
 
Der nächste Abschied findet im Comedor statt. Ein ganz normaler Tag – das ganz normale Chaos. Und irgendwie kommt es mir nicht so vor, als ob es mein letzter Tag hier wäre, genauso wenig wie in der Schule…

Dann habe ich erst einmal noch 3 Tage frei und kann diese nutzen um noch letzte Mitbringsel zu kaufen, noch ein letztes Mal durch die Stadt zu schlendern und natürlich um meine „Despedida“, mein Abschiedsfest, zu planen.

Und am Freitag ist es dann soweit. Nachdem ich den ganzen Tag von einem Laden in den nächsten renne und dann die restliche Zeit in der Küche verbringe, habe ich mit allen meinen Freunden, die ich hier in Peru kennen gelernt habe, einen super schönen Abend mit viel zu viel Pizza und eine lange letzte (Tanz-)Nacht.


Und jetzt, wo ich die Bilder von meiner Wand abmache, einen fast vollen Koffer in meinem Zimmer stehen habe und weiß: Heute Mittag geht mein Flieger. Da fühlt sich das schon ganz schön komisch an.

Und mit einem lachenden und einem weinenden Auge (na gut, vielleicht haben ab und zu auch mal beide geweint) sitze ich dann auch schon im Flugzeug und sehe Arequipa (vorerst einmal) ein letztes mal von oben. (-Aber natürlich erst, nachdem die Drogen-Polizei einmal seeeeehr ausführlich und ganz gründlich unseren Koffer durchsucht hat.-)

Und jetzt bin ich tatsächlich weder schon ganz weg aus Peru, noch bin ich schon in Deutschland angekommen – nicht mir mit den Gedanken, sondern ganz in echt.
 
 
 

Nachdem ich dann meinen Anschlussflug von Amsterdam nach Stuttgart verpasse, komme ich dann doch abends noch gut an und werde von meinen Eltern und meinem Bruder am Flughafen mit einem Willkommens-Plakat begrüßt.

Und als ich dann nach Hause komme und in mein Bett liege dann denke ich mir: War ich wirklich ein Jahr lang weg? Habe ich so viel Neues erlebt? Und kann ich jetzt einfach so wieder zurück kommen und alles geht so weiter, wie es vor einem Jahr aufgehört hat?

Und bis jetzt muss sich sagen: ja. Mir geht es weiterhin noch so, dass ich nicht das Gefühl habe, ein Jahr weggewesen zu sein. Aber trotzdem weiß ich, dass trotzdem nicht alles so weiter geht wie es ausgehört hat.

Ich habe meinen Studienplatz bekommen, habe mich jetzt auch schon eingeschrieben und habe auch schon eine super schöne Wohnung gefunden und der Mietvertrag ist auch schon unterschrieben.

 

Und so bleibt der Gedanke: Wie wäre es, noch in Peru zu sein? Und werde ich mich jetzt hier schnell und gut wieder einleben können? Doch trotzdem weiß ich, dass ich immer jemand haben werden, an den ich mich wenden kann und dass hier in Deutschland mein Leben jetzt wieder (wieder ganz normal?! – falls das irgendwie geht, wenn man ein so prägendes Jahr verbracht hat) weitergeht – wenn auch ganz anders.

 


 

Ja, meine Lieben. Das war es denke ich erstmal mit meinen Blog. Vielen, vielen Dank, dass ihr meine Einträge so fleißig mit verfolgt habt. Und 1000-Dank für all die Kommentare, Nachrichten und allem, was ich von euch (mit)bekommen habe!!!

 

Eure Lara

Donnerstag, 18. Juli 2013

Der Countdown läuft…

Seit genau einem Jahr bin ich hier. Und das Jahr ist so schnell vergangen, aber andererseits habe ich so viel erlebt, dass ich gar nicht glauben kann, dass das alles in nur ein Jahr passt.

Und jetzt geht es für mich auch schon in 10 Tagen wieder nach Hause und ich stecke mittendrin ein einem kleinen Gefühlschaos. Ich freue mich riesig wieder nach Hause zu kommen, ich möchte hier nicht weg, bin traurig, unsere Nachfolgerinnen sind schon da und zu wissen, dass die Arbeit und mein Leben hier in Arequipa für mich damit jetzt aufhört ist einfach nur komisch. Und was passiert danach ... ?

Ja, mir bleiben noch 10 Tage, was werde ich da machen?! Zwischen Abschiedsgeschenken basteln, meinem Abschiedsfest planen, gewohnte Dinge noch einmal zu tun, die restliche Zeit genießen, mich nochmal mit meinen Freunden zu treffen, die Kinder noch einmal ganz bewusst in den Arm zu nehmen – und gleichzeitig zu versuchen meinen Alltag weiter zu leben… Ganz schön viel auf einmal, oder?


Aber trotzdem - ich bin mir sicher: Es ist es gut, so wie es ist!

Samstag, 6. Juli 2013

Ein Versuch, auf 5822m Salsa zu tanzen

Am Samstag ging er los, unser langgeplanter „Ausflug“ auf den Misti. Um 8 Uhr morgens trafen wir uns mit der ganzen Gruppe, die den Versuch starten wollten, den 5822m hohen Vulkan, das Wahrzeichen Arequipas, zu erklimmen. Etwa 1 ½ Stunden später, die wir in einem 4x4, aus der Stadt hinaus, in Richtung der Südseite des Misti, verbracht haben, stehen wir da – mit riesigen Rucksäcken, Zelten, Isomatten, Schlafsäcken, ganz viel Kleidung und 5l Wasser pro Person. Alle noch guter Dinge starteten wir in Richtung Gipfel.

Ich hatte mir schon im Voraus Tabletten gegen die Höhenkrankheit gekauft, da ich wusste, dass es mir bei zunehmender Höhe immer schlechter geht. Und einigermaßen gut trainiert machte ich mich dann mit den anderen an den Aufstieg. Für den ersten Tag hieß es: 5 Stunden Aufstieg bis zum zweiten Basislager auf etwa 4700m. Das ergibt bei einem Ausgangspunkt von 3400m genau 1300 Meter Höhenunterschied zu bekämpfen.


Nachdem sich zu Beginn noch alle locker unterhalten hatten, wurde es schon bald ruhig und allen wurde klar, dass sie sich ihre Kräfte einteilen müssen, wenn sie oben ankommen wollen. Den Blick auf die Fersen des Vordermanns gerichtet bewältigten wir steile Anstiege auf Sand, Steinen und über Felsen. Doch die regelmäßigen Pausen, die uns unsere Guides vorgaben, erlaubten es uns wieder neue Kräfte zu sammeln und auch die tolle Natur zu bestaunen, in der wir unterwegs waren.


Immer wieder ging mir durch den Kopf: Warum machst du das eigentlich? Warum willst du so etwas Extremes ausprobieren? Für was willst du dich quälen? Was reizt dich daran, mit etwa 18kg auf dem Rücken 2400 Höhenmeter aufzusteigen und das nicht von Meereshöhe, sondern von einem Ausgangspunkt, der schon auf 3400m liegt? Warum mache ich das???
Und ich muss ganz ehrlich sein, in all der Zeit ist mir keine Antwort in den Kopf gekommen. Ich wusste nur: Ich will es unbedingt schaffen! Ich will Arequipa von oben sehen! Und das Gefühl, etwas Neues auszuprobieren und seine Grenzen auszutesten reizt dann doch!

Während des ganzen Tages fiel mir auf, dass es mir erstaunlich leicht fiel zu laufen. Ich spürte klar Anstrengung, aber nicht, dass ich bei jedem Schritt kämpfen musste.
Doch je höher wir kamen, desto mehr spürte ich Schwindel und später dann auch Übelkeit – trotz der Tabletten, die ich präventiv genommen hatte.



Trotz allem kamen wir dann alle gegen 16.00 Uhr gut im Basislager an. Dann hieß es, Zelte aufbauen und eine kleine Siesta halten, bevor es dann das von den Guides gekochte Abendessen gab. Wir bekamen eine leckere Semola-Suppe und Spagetti mit Thunfisch bzw. Käse. Und dann ging die Sonne unbeschreiblich schön unter und im nächsten Augenblick wurde es bitterkalt und wir zitterten noch trotz sämtlichen Schichten, die wir trugen, und mehr oder weniger guten Jacken und Schneehosen. Deshalb machten wir uns dann auch direkt nach dem Essen und einiges Fotos von Arequipa bei Nacht auf ins Zelt. Und auch, weil es für den nächsten Morgen hieß, um 1 Uhr aufzustehen, um die zweite Hälfte bis zum Krater aufzusteigen.



Doch schon bald machte sich bei mir ein starker Kopfschmerz und Übelkeit breit und ich befürchtete schon, dass ich es nicht schaffen würde, noch weiter aufzusteigen.
Und genau dies war dann auch nachts, als wir geweckt wurden, der Fall. Trotz dem, dass wir 2 Guides dabei hatten, hab ich beschlossen nicht aufzusteigen. Denn ich wollte dann nicht, dass andere wegen mir wieder mit absteigen müssen und ich ihnen so eventuell das Erlebnis nehme, den Krater zu erreichen (denn die Guides meinten, es müssen mindestens 3 Personen absteigen, wenn es einem schlecht geht, der andere Guide muss dann mit der ganzen Gruppe nach oben).

So zogen 7 aus unserer Gruppe los, 3 mussten sich der Höhe geschlagen geben und blieben im Zelt. Und bei mir machten sich Enttäuschung, Traurigkeit, Wut, Unverständnis und vieles mehr breit … Zusätzlich lag ich dann noch allein im Zelt und konnte kein Auge zu tun, weil es einfach nur bitterkalt war und ich trotz viel Kleidung und 2 Schlafsäcken einfach nicht mehr aufhören konnte zu zittern und zu frieren.
Klar wusste ich, dass es nicht leicht werden würde, dass 5800m echt verdammt hoch sind. Und trotzdem habe ich geglaubt, dass ich es schaffen würde.

Doch dann kamen auch schon bald die anderen wieder, und ich wusste, dass auch sie es nicht geschafft haben, auch sie mussten sich damit abfinden, dass in dieser Höhe die Luft einfach sehr dünn und bitterkalt ist.

Und bald packten wir dann auch unsere Zelte zusammen, stopften alles Übriggebliebene in unsere Rucksäcke, tanzten die „Rueda Cubana“, die wir eigentlich ganz oben auf dem Gipfel tanzen wollten im Basiscamp, und machten uns an den Abstieg.
Zwei Stunden blieben uns noch auf dem Misti während dem Abstieg, teilweise riesen Sandfelder hinunterrennend, dann wieder den steinigen Weg verfolgend, den wir am Tag zuvor aufgestiegen sind. Und mir ist noch einmal ganz deutlich geworden, wie sich die Natur auf diesen 1300 Höhenmetern verändert: von Eis und Schnee über Felsen, steinig-sandigen Untergrund, große Sandfelder, trockene Gräser, kleine Büsche, erste Bäume, Blumen … unglaublich schön!


Ja, und dann kamen wir am 4x4 an, der uns wieder zurück nach Arequipa brachte und unser kleiner Ausflug war vorbei – ohne, dass wir oben angekommen sind. Aus dem Versuch blieb ein Versuch. 
Und trotzdem habe ich so viel Schönes gesehen. Unglaublich, wie klein Arequipa ist, wenn man es von so weit oben anschaut. Und wie nah die Sterne scheinen. Und dass so viele Tiere noch auf dieser Höhe leben. Und und und …

Freitag, 31. Mai 2013

Ein Wochenendausflug nach Copacabana - Eindrücke in Bildern

Nach 9h Fahrt und einer Stunde Aufstieg ... Copacabana von oben

Früh am Morgen geht es los, mit dem Boot auf die Isla del Sol

Mit herrlichen Aussichten ...

... wird jeder belohnt, der die 3-stündige Wanderung vom Norden in den Süden der Insel auf über 4000m auf sich nimmt.


Tolle Strände, leider hat das Wasser nur knapp 6°C

Eine Familie macht Adobe, also Lehmziegelsteine, um Häuser auf der Insel zu bauen

Toller Kontrast zwischen dem tiefblauen Titicacasee und den Gletschern im Hintergrund


Bevor es dann wieder zurück über die bolivianische Grenze nach Peru geht...

Dienstag, 21. Mai 2013

Muttertag – alles unter dem Zeichen „Feliz día, mamá!“



Vorletzten Sonntag war Muttertag. Und der wird hier in Peru so richtig groß gefeiert. Schon vor mehr als 3 Wochen haben die Vorbereitungen angefangen. Auf den Straßen waren Banner zu sehen, auf denen den Mamas Perus alles Gute gewünscht wurde, in den Läden gab es Luftballons, Karten, Tüten und viele andere Geschenke zu kaufen und in den Schulen haben sich die Lehrer und Kinder auf den großen Tag der Mama vorbereitet.

In Villa Independiente sowie in so ziemlich allen anderen Schulen auch, gab es eine Muttertagsfeier in der Schule. Die Kinder haben mit einem Lehrer je klassenweise einen traditionellen Tanz sowie mit dem Sportlehrer einen „Drill“ einstudiert.
Anne und ich haben mit den Schülern die englischen Lieder, die sie schon kennen, vorbereitet.

Und am Donnerstag war es dann soweit. Der große Tag war da, die traditionelle Kleidung für die Tänze der Kinder ausgeliehen und die Schule geputzt und schön dekoriert – alles für die Mütter der Kinder.
Alle Mütter, die Zeit hatten und nicht arbeiten mussten, kamen mehr oder weniger pünktlich um 10 Uhr in die Schule und dann ging es auch schon los. Die Kinder, die einen „offiziellen Posten“ in der Schule haben (wie zum Beispiel Schulpolizei, Rotes Kreuz usw. – Posten, wie es an deutschen Schulen einen Klassensprecher, ein Tagebuchdienst etc. gibt) mussten ihren Schwur leisten, für den extra ein Polizist an die Schule gekommen ist.


Danach hieß es alle Kinder so schnell wie möglich umzuziehen, damit die Vorführungen beginnen konnten.
Angefangen mit den Kleinsten aus dem Kindergarten, über die 1. und 2. Klasse sowie die 3. und 4. Klasse, die jeweils zusammen unterrichtet werden, bis zu den Großen aus der 5. Klasse und 6. Klasse haben alle getanzt und eine tolle Vorführung geboten.  Zwischendurch gab es dann ab und zu noch ein kleines Muttertagsgedicht der Kinder für ihre Mütter.




Danach kam dann der „Drill“ des Sportlehrers und zum Abschluss haben die Kinder dann ihre englischen Lieder vorgetragen.


Alles in Allem war es echt ein schöner Tag, die Kinder haben sich eine riesen Mühe gegeben und den Mütter haben die Aufführungen ihrer Kinder gefallen.
Mit einem kleinen Geschenk in Form eines Essens wurden die Mütter dann von den Lehrern und der Rektorin verabschiedet.




Am Freitag ging die Feier dann weiter – in La Mansión. Dort unterrichte ich ja nicht an der Schule, gehe aber freitags immer in den Comedor. Normalerweise kochen die Mütter dort morgens, damit ihre Kinder dann ein Mittagessen bekommen. Da aber an diesem Tag die Muttertagsfeier in der Schule in La Mansión war konnten sie natürlich nicht kochen. Kurzerhand wollten die Mütter den Comedor für diesen Tag dann schließen – aber da hatten wir dann auch gleich eine andere, bessere Idee: Warum den Comedor schließen, wenn doch auch Deisi (die Ernährungswissenschaftlierin) und ich kochen könnten? (Anne war in der Schule mit eingespannt.) Gesagt, getan. Mehr oder weniger gut vorbereitet haben wir uns am Freitagmorgen getroffen und los ging es.
Gemüse schneiden, Hühnchen kochen und und und. Am Ende kam dann ein leckeres Gericht dabei raus – Reis mit Hühnchen und Gemüse in einer chinesischen Soße. Und ich muss echt sagen, das Essen war gut und die Kinder haben schnell alles aufgegessen gehabt – obwohl das mit dem Gemüse immer so eine Sache ist, genauso wie in Deutschland eben auch.
Unseren ersten Kochversuch für über 50 Kinder können wir also guten Gewissens als gelungen bezeichnen. Doch habe ich auch echt bemerkt, dass es richtig anstrengend ist für so viele Kinder zu kochen und die Mütter gehen dann nach dem Essen nicht etwa wie wir nach Hause, nein, sie müssen dann auch noch alles spülen – ohne fließend Wasser wohlbemerkt.




Und dann kam der Sonntag, der wirkliche Muttertag, an dem alle bei ihren Familien sind, fast kein Verkehr auf der Straße ist und jeder alle seine Bekannten, Freunde und Verwandte anruft, die Mütter sind.
So haben auch wir den Tag mit der (Groß-)Familie verbracht und hatten ein leckeres Mittagessen und einen netten Nachmittag.

Montag, 29. April 2013

„Man lernt Dinge erst richtig zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat.“


(Warm-)Wasser:
Ich stehe im Bad, bereit zum Duschen, drehe den Hahnen auf und
  •     „Sch****, kein Wasser“. Okay, also wieder anziehen und hoffen, dass das Wasser innerhalb der nächsten Stunden wieder aufgedreht wird. Sowas wie Benachrichtigungen, wann das Wasser abgestellt wird, gibt es hier nicht…
  •        „Ahhhhh, das Wasser ist so richtig kalt.“ Naja, gut, dann hat heute die Sonne wohl noch nicht kräftig genug geschienen oder alle anderen im Haushalt haben ausgerechnet kurz vor mir geduscht.

Was für ein Luxus, sich einfach unter die Dusche zu stellen, den Hahnen aufzudrehen und schön warm duschen zu können – wann immer man will.
Kaum vorzustellen, dass die Menschen in vielen Armenviertel hier am Rande der Stadt, wie in La Mansión, wo der Comedor liegt, kein fließend Wasser in ihren Häusern haben. Früh morgens von 4 bis 6 werden die zentralen Wasserstellen für 2 Stunden aufgemacht und jede Familie kann eine bestimmte Menge an Wasser holen, die dann für den ganzen Tag reichen muss.
Da weiß ich es noch viel mehr zu schätzen unter der Dusche zu stehen und es kommt – wenn auch nur kalt – aber wenigstens fließend Wasser.

Waschmaschine
… Fehlanzeige. Ich wasche meine Wäsche hier großteils von Hand mit kaltem Wasser.

Spülmaschine
… hab ich hier in Peru noch nie gesehen. Jedes Mal nach dem Kochen und nach dem Essen spüle ich deshalb ganz fleißig – natürlich auch mit kaltem Wasser – meine Töpfe, Teller, Tassen, Gläser, Besteck …

Essen
kann ich nicht überall und wo ich möchte. Viele Dinge, vor allem die, die auf der Straße zubereitet und verkauft werden, werden nicht gründlich gewaschen/geputzt und unsauber verarbeitet. So habe ich zum Beispiel schon ein schlechtes Hühnchen auf einer pollada gegessen und bin die darauffolgende Nacht nicht zum Schlafen gekommen.

Wasser abkochen
Das selbe würde passieren, wenn ich das Wasser aus dem Wasserhahn einfach so trinken würde. Alles Wasser, was ich verwende und nachher in irgendeiner Form zu mir nehme muss ich vorher abkochen. Zu Beginn habe ich sogar nicht einmal meine Zähne mit Hahnenwasser geputzt.

Klopapier
darf hier auf keinen Fall in die Toilette geworfen werden – immer schön in den Mülleimer.


All das sind Kleinigkeiten, die ich vor allem zu Beginn meiner Zeit hier einfach übersehen habe. Doch nach und nach bemerke ich, dass diese kleinen Dinge oft zeitaufwendig und nervenaufreibend sind. 
Und doch denke ich mir jedes Mal wieder: Eigentlich kann man mit viel weniger leben und wie gut ich es hier doch eigentlich trotzdem habe im Vergleich zu den Menschen, die in den Armenvierteln leben.
Und vor allem in was für einem Luxus wir in Deutschland leben!

Der neue Comedor und eine kleine Geschichte aus der Schule


Umzug mit dem Comedor

Zu Ende des Monats März mussten wir mit dem Comedor umziehen, weil die Besitzerin des Hauses, in dem wir waren, umbauen wollte. So hatten wir zwei Wochen Zeit um ein neues Lokal zu suchen. Zum Glück haben die Mütter das in die Hand genommen und haben am Ende einen schönen Raum direkt gegenüber der Schule gefunden.
So ging es dann am 27. März los mit dem Umzug. Und bis ich von der Schule dann in La Mansión am anderen Ende der Stadt angekommen bin, war eigentlich schon fast alles getan: Die Mütter, Anne, Deisi und die Kinder haben eine super Arbeit geleistet und alles, was im Comedor war (Bänke, Tische, Küche, Töpfe … ) in den neuen Comedor getragen. Als ich dann mittags ankam haben wir lediglich noch ein paar Dinge geputzt und dann war der Comedor bereit für das nächste Mittagessen für ca. 50 Kinder.
 
Der neue Comedor

Kleine Geschichte aus der Schule – Conversación en el colegio

Una chica (5 años) pregunta a otra chica: „¿Vamos a juguar?“. Contesta la otra chica (6 años): „¡No, no quiero juegar!“

Für alle, die kein Spanisch verstehen: Ein Mädchen (5 Jahre) in der Schule fragt ein anderes Mädchen: „Gehen wir spielen?“. Antwortet die andere (6 Jahre): „Nein, ich will nicht spielen.“
An sich nichts besonderes, nur, dass sich die beiden jeweils im Verb spielen geirrt haben. Spielen im Infinitiv ist auf Spanisch „jugar“ – weder „juguar“ noch „juegar“ ;)

Vor allem für mich als Nicht-Muttersprachler ist das immer wieder witzig, was die Kinder teilweise sagen – aber andererseits auch erschreckend, denn oft lernen es die Kinder zu Hause einfach auch nicht besser, aber auch, weil in den Familien oft Quechua gesprochen wird.

Dienstag, 9. April 2013

Neues aus der Schule

Ja, da muss ich erstmal 13 Jahre auf die Schule gehen und dann mein Abi machen, dass ich dann im Jahr darauf das erste Mal tagtäglich mit einer Schuluniform aus dem Haus gehe.
Die Schüler der Grundschule, an der ich unterrichte, sollten eigentlich schon immer ihre Schuluniform zur Schule tragen. Da viele dies aber die letzten Jahre nicht gemacht haben und es seit diesem Schuljahr eine neue Uniform gibt, wurde beschlossen, dass auch die Lehrer in Uniform kommen sollen um als Vorbilder vorauszugehen.
Also gehe auch ich jeden Tag vorbildlich mit blauer Hose (für Mädels normalerweise sogar ein Rock), weiβem T-Shirt (eigentlich Bluse) und rotem Pulli in die Schule. Trotzdem gibt es leider immer noch viele Schüler, die mit ihren eigenen Klamotten in die Schule kommen.
Klar, eine Schuluniform hat ihre Vor- und Nachteile (ich denke, das wissen alle, die in ihrem Leben schon jemals eine Erörterung geschrieben haben), doch für die Kinder der Schule hier finde ich persönlich eine Uniform sehr sinnvoll. Ersteinmal müsst ihr wissen, dass eigentlich alle Schulen in Peru eine Schuluniform haben und die Kinder auch meistens – auf Grund von Geldmangel – immer in den selben Klamotten in die Schule kommen und deswegen teilweise von ihren Mitschülern ausgelacht werden.
So muss es jetzt nur noch geschafft werden, dass auch wirklich alle Kinder jeden Tag in ihrer Uniform kommen. Wir werden sehen, vielleicht ist Villa Independiente dann irgendwann ganz in blau-weiβ-rot zu sehen ;)


Wie ihr aus meinem vorletzten Blogeintrag schon wisst, haben wir dieses Schuljahr mit dem Zähneputzen nach dem Schulfrühstück angefangen – und ich bin begeistert!
Nachdem Anne und ich in den Klassen ein kleines Theaterstück aufgeführt haben um den Kindern zu zeigen, warum es wichtig ist, sich die Zähne zu putzen, waren wir erstmal ziemlich geschockt, wie viele Kinder noch nie in ihrem Leben eine Zahnbürste in der Hand hatten.

Beim Theaterstück aufführen
Doch jetzt kommen die meisten Schüler schon selbstständig nach dem Frühstück mit ihrer Zahnbürste in der Hand angerannt und schreien nach ihren „colinos“, also nach der Zahnpasta. Allerdings wissen vor allem die Kleinsten noch nicht so richtig, was sie mit der Zahnbürste in ihren Händen anfangen sollen, aber mit vielen Plakaten und immer wieder erklären wird das auch noch!

Erklären ...
... und los gehts!

Und auch meine Sport-AG läuft jetzt (nach kleinen Anlaufschwierigkeiten) richtig gut! Es kommen um die 10 Kinder, Mädels wie auch Jungs und wir spielen verschiedene Ball- und Sportspiele – unter anderem natürlich auch Handball.
Auch der Englisch- und Computerunterricht sowie die Deutsch-AG machen mir richtig Spaβ, die Kinder lernen gerne und arbeiten toll mit.

Die Kleinsten sitzen das erste Mal vor einem Laptop.
Ihr seht also, bei meiner Arbeit (und auch sonst) läuft alles wunderbar. 
Ich werde euch auf dem Laufenden halten! ;)

Sonntag, 17. März 2013

Mein Geburtstag in Peru

Letzten Donnerstag war mein Geburtstag. Und dieses Jahr habe ich den einmal ein bisschen anders gefeiert als normal – nämlich in Peru!

Nachdem ich morgens aufgewacht bin habe ich erst mal einen leckeren Kuchen von Anne bekommen (DANKE!!) und dann musste ich auch schon los, die Schule schließt ja schließlich nicht, nur weil ich Geburtstag habe. Von den Schülern bin ich süß beglückwünscht worden und habe vom Inicial (Kindergarten) sogar ein „Cumpleaños feliz“ gesungen bekommen und von der 6. Klasse gab es eine (Plastik-)Rose und Fanta und Kekse für alle. Auch die Lehrer haben mir dann in der Pause ein „hepy verde“, also ein peruanisches „Happy birthday“, gesungen und gemeinsam haben wir leckere Empanadas gegessen und Cola getrunken.


Zu Hause dann habe ich abends noch nach einem kleinen Ständchen (dieses Mal 3-sprachig! Englisch, Spanisch und Deutsch) ganz traditionell meine Geburtstagstorte ins Gesicht (und leider auch in die Nase) bekommen! Danach durfte ich noch meine Piñata  zerschlagen und wir haben den Abend bei Geburtstagskuchen und Bowle ausklingen lassen.
Denn am nächsten Abend haben wir uns wieder bei uns zu Hause getroffen, bevor wir dann danach noch ab zum Tanzen sind!

Da war der Kuchen auch schon im Gesicht :D
Beim Piñata zerschlagen
Ich hatte dieses Jahr einen ganz anderen Geburtstag und obwohl mir natürlich meine Familie und meine Freunde ein bisschen gefehlt haben, hatte ich sogar zwei wunderschöne Tage und ich bin froh und glücklich auch mal die peruanische Geburtstagtradition erlebt und eine Torte ins Gesicht bekommen haben zu dürfen.

Mittwoch, 13. März 2013

Schulanfang


Die großen Sommerferien sind vorbei und die Schule fängt wieder an… Am letzten Montag, den 4. März, hat der Unterricht in den Schulen wieder begonnen, so auch in Villa Independiente.
Ganz ohne Stundenplan oder sonstiges bin auch in dann am Montagmorgen pünktlich um 8 an der Schule gewesen. Leider waren zu Beginn erst nur sehr wenige Kinder da. Doch den ganzen Tag über kamen Eltern mit ihren Kindern um sie für das neue Schuljahr einzuschreiben (das muss hier jedes Jahr von neuem gemacht werden). Das ging dann die ganze Woche so weiter und jeden Tag, ja jede Stunde, kommen mehr Kinder.
Das kam mir zu Beginn erst ziemlich komisch vor, dass die Kinder einfach mal noch eine Woche Ferien dranhängen und nicht zu Schulbeginn auch wirklich kommen.
Doch als ich dann nach dem Grund gefragt habe, warum so viele Kinder erst nach einer Woche in die Schule kommen kam erst einmal die Antwort: „Den Eltern fehlt vielleicht das Geld, um ihre Kinder in die Schule einzuschreiben.“  Meiner Meinung nach könnte das zwar ein Grund sein, der sehr vereinzelt eine Rolle spielt, doch viel mehr ist hier auch die Meinung verbreitet, dass in der ersten Woche in der Schule sowieso noch nichts gearbeitet wird, warum also die Kinder schon schicken?
Doch für mich ist das widersprüchlich. Wenn niemand seine Kinder in der ersten Woche in die Schule schickt, dann kann natürlich auch noch nichts gearbeitet werden, denn welcher Lehrer arbeitet denn schon mit 2 Schülern in einer Klasse wenn noch 15 andere fehlen?
Naja, so weit so gut, das läuft hier anscheinend so und den wahren Grund werde ich wahrscheinlich auch nicht erfahren, bzw. gibt es wahrscheinlich auch gar nicht.

Aber gut, was mache ich dann dieses Schuljahr?
Erst einmal werde ich mit dem Englischunterricht weitermachen. Dieses Jahr werde ich die 3. bis 6. Klasse unterrichten. Und auch die Computer-AG werde ich für alle Klassen weitermachen, das heißt 1. bis 6. Klasse plus Kindergarten, der ab diesem Jahr mit zur Schule gehört. Da bin ich mal gespannt, wie es funktioniert wenn ich einen Haufen 3-5 Jährige an (Kinder-)Laptops setzte. :D Aber wir werden sehen.
Dann nehme ich die Deutsch-AG wieder auf, die es vor dem Lehrerstreik gab und dann aber leider wegfallen musste, weil die Lehrer ihr verlorenen Stunden aufholen mussten. Außerdem werde ich dieses Schuljahr mit einer Handball- bzw. Sport-AG beginnen und hoffe, dass diese gut angenommen wird. Darauf freue ich mich schon besonders. Den Schwimmkurs werde ich mit Anne auch weiter machen, allerdings wahrscheinlich mit einer neuen (Anfänger-)Gruppe.
Und dann werden wir noch anfangen mit den Kindern nach dem Schulfrühstück, das sie jeden Tag bekommen, Zähne zu putzen. Der Großteil der Kinder hat sehr schlechte Zähne und zu Hause auch nicht einmal eine Zahnbürste. Deshalb haben wir an unserer Partnerschule, dem RBG in Langenau, Zahnbürsten und –cremen gesammelt, die unsere Eltern dann an Weihnachten mit nach Peru gebracht haben. So fangen wir schon morgen an, da jetzt fast alle Kinder da sind. Ich werde euch auf dem Laufenden halten! ;) 

Montag, 11. März 2013

4.500km quer durch Peru = 95 Stunden im Bus - oder auch: Eine unglaubliche Reise

… in den Norden Perus.

Anfang Februar war es endlich soweit: Ich konnte am Busterminal in Arequipa endlich wieder meine Freundin Franziska in die Arme nehmen. Da für mich immer noch Schulferien waren ging sie dann nach nur zwei Tagen in Arequipa los: unsere unglaubliche Reise in den Norden von Peru.

Erster Zwischenstopp für uns war dann in Lima, aus rein logistischen Gründen. Da wir über Nacht con Arequipa nach Lima gefahren sind und dann auch nachts wieder weiter nach Trujillo wollten hatten wir einen ganzen Tag in Lima. Tagsüber saßen wir gemütlich in einem Park und haben es uns bei einem leckeren Frühstück gut gehen lassen bevor wir dann abends in einen Wasserpark sind, wo es viele beleuchtete Brunnen gab.
Trujillo Plaza de Armas
Und dann ging es auch schon weiter – auf nach Trujillo, einen schönen Kolonialstadt. Gleich am ersten Tag haben wir dann eine Tagestour gemacht. Erst sind wir zur „Huaca de la Luna y del Sol“. Das sind zwei alte Moche-Tempel, wo in einem Museum noch viele alte Schmuckstücke, Keramikwerkzeug, Schalen und vieles mehr ausgestellt sind. Danach ging es dann weiter nach Chan-Chan, einem riesigen Ziegelsteintempel der Chimú-Kultur. Zum Abschluss haben wir dann noch kurz in Huanchaco am Strand Halt gemacht.



Am zweiten Tag haben wir uns dann die schöne Innenstadt angeschaut und dann noch einen Tag am Strand verbracht, bevor unsere Reise dann auch schon wieder nach Chachapoyas weiterging.
Dort haben wir uns mit zwei anderen Freiwilligen getroffen, die ich schon von meinem Vorbereitungsseminar gekannt habe, und konnten auch bei ihnen wohnen. Chachapoyas ist eine kleine Stadt, in der schon fast Dorfatmosphäre herrscht. Dort haben wir zwei Ausflüge gemacht, einen nach Kuélap, einer Ruinenstadt, die in einer wunderschönen Natur liegt, und einen zu dem Wasserfall Gocta, dem drittgrößten der Welt. 

Kuélap
Gocta
Dort sind wir der "selva", also dem Urwald, schon ziemlich nahe gekommen. Trotzdem, dass es an diesem Tag viel geregnet hat, konnten wie unsere kleine Wanderung und den fantastischen Blick auf die zwei Etappen des über 700m hohen Wasserfalls genießen. Nach vier schönen gemeinsamen Tagen haben Franzi und ich uns dann auf die Strecke nach Cajamarca getraut.
Chachapoyas – Cajamarca: 123km Luftlinie, entspricht ungefähr der Strecke Ulm-München. Leider haben wir aber nicht nur 1,5 oder 2 Stunden mit dem Bus gebraucht, sondern ganze 15. Die 282km Strecke führen über mehrere Berge und Täler (und dementsprechend kurvig) auf einer meist einspurigen, nicht geteerten Straße. Zudem ist die Straße an einer Stelle noch repariert worden, sodass wir 2,5 Stunden einfach da standen und nicht weiter kamen. Trotzdem sind wir dann abends zwar erschöpft von der langen Busfahrt (die leider nur tagsüber geht, aber auch den Vorteil hat, dass man die wunderschöne Landschaft sieht) aber gut in Cajamarca angekommen, wo wir uns wiederum mit zwei anderen Freiwilligen getroffen haben. 
Straßensperre - zum Glück hat es nicht geregnet
Nach dem wir den leckeren cajamarquinischen Käse probiert haben, haben wir uns aufgemacht die schöne Stadt anzuschauen. Eine Halbtagestour hat uns nach Cumbe Mayo geführt, eine von der Natur geformten Felsenformation mitten im Nichts. Und abends haben wir es uns dann in den Thermalbädern „Baños del Inca“ gut gehen lassen.
Plaza de Armas Cajamarca
Baños del Inca

Zu fünft, mit noch einer anderen Freiwilligen, sind wir dann weiter (mit einem kurzem Zwischenstopp in Huanchaco am Strand) nach Huaraz. Dort angekommen haben wir uns dann auch gleich aufgemacht zum Wandern – denn Huaraz liegt mitten in den Bergen, in einem Tal zwischen der Cordillera Blanca (mit vielen Gletschern) und der Cordillera Negra. Am ersten Tag haben wir uns für die Cordillera Negra entschieden und sind zu einem kleinen See gewandert, von wo aus man dann einen super Blick auf die Gletscher der gegenüberliegenden Talseite hatte.

Und der nächste Tag war für mich dann fast eindeutig das Highlight unserer Reise. Wir haben uns schon früh morgens aufgemacht um in den Nationalpark Huascarán zu fahren. Mit dem Taxi sind wir schon an zwei wie gemalten Lagunen vorbeigefahren und so stieg unsere Vorfreude auf die Wanderung noch mehr, denn auch unser Ziel war eine Lagune, allerdings auf 4600m zu Füßen eines Gletschers.
Doch schon der Weg dorthin war, obwohl wir uns fast eine Stunde verlaufen haben, wunderschön und lief an einem Fluss entlang und dann einen Wasserfall hinauf. Oben angekommen waren wir alle dann einfach nur begeistert. Uns erwarteten eine kleine, türkisblaue Lagune mit einem kleinen Wasserfall und das ganze direkt zu Füßen eines Gletschers. Einfach atemberaubend (und das nicht nur wegen der Höhe)!
Der Weg nach oben
Oben angekommen

Leider wurde ich dann doch auch noch tatsächlich höhenkrank, aber zum Glück erst, als wir schon wieder zurück im Hostel waren. Doch trotzallem mussten wir am selben Abend leider auch schon wieder weiter, unsere Reise neigte sich dem Ende zu und wir mussten wieder zurück nach Arequipa – natürlich wieder mit Zwischenstopp in Lima.
Und dann war sie auch schon wieder vorbei, unsere unglaubliche Reise. Wir haben so viel gesehen, erlebt und kennen gelernt – die vielen Stunden im Bus haben sich also auf jeden Fall gelohnt!!!
Ja, und dann musste ich mich auch am selben Tag noch von Franzi verabschieden, die sich wieder in Richtung Chile aufgemacht hat. Doch schon in einem halben Jahr sehen wir uns in Deutschland wieder, und ich weiß jetzt, wie schnell 6 Monate vorbei gehen können.

Montag, 11. Februar 2013

Regenzeit


Den ganzen Morgen lag ich noch bei strahlendem Sonnenschein und schönstem Wetter ganz gemütlich in meiner Hängematte. Um die Mittagszeit zieht es dann langsam zu. Und am Abend, da ging es dann so richtig los:
Es hat geregnet, was nur vom Himmel herunter konnte, die Straßen wurden zu Flüssen, die Häuser (vor allem Keller) zu Schwimmbädern. Ich habe es nicht einmal mehr geschafft, in mein Zimmer zu gehen um Handy, Foto oder auch nur eine Jacke zu holen, ich habe beschlossen im trockenen Wohnzimmer zu bleiben. Wer das Glück hatte, irgendwo im Trockenen zu stehen, der ist dort auch geblieben. Vom Fenster aus konnte ich beobachten, wie die Leute draußen, die so schnell wie möglich nach Hause wollten, erst noch vorsichtig über die Pfützen gestiegen sind. Später aber dann waren aus den Straßen kniehohe Flüsse geworden, und die Menschen sind einfach nur durch gestapft, ob mit Gummistiefeln oder Sneakers – nass waren sie sowieso schon – nur noch so schnell wie möglich nach Hause.
Autos wurden in der Flut mitgerissen, ganze Straßen sind einfach weggebrochen, 6 Menschen sind gestorben (Stand 10.02.2013) und tausende verletzt.
Das war der erste große Regen in Arequipa im Jahr 2013, am 8. Februar. Die Peruaner meinten zwar: „Ha llovido fuerte, fuerte“ (Es hat sehr sehr stark geregnet), aber ganz so abwegig und unnormal scheint das hier dann auch nicht zu sein. Hier hat es schon oft stark geregnet, aber dieses Mal herrscht wirklich Ausnahmezustand.
Wir hatten Glück, unsere Zimmer haben vor der Türe einen kleinen Vorsprung, so dass nur wenig Regen in mein Zimmer eingedrungen ist, und die Haustüre haben wir mit Plastikfolien verriegelt. Aber die tiefsten Ebenen in Arequipa werden wohl die sein, denen der Regen am meisten Schaden zugerichtet hat. Im Moment sind zahlreiche Straßen auf Grund von Aufräumarbeiten und Reparaturen gesperrt. Doch jeden Nachmittag fängt es wieder an zu regnen und die Menschen hier schließen sich aus Angst in ihren Häusern ein, Sandsäcke liegen vor Hofeinfahrten, Haustüren ...
Eins ist klar: Die Regenzeit ist hier in Arequipa angekommen. Können wir nur hoffen, dass der stärkste Regen hiermit auch schon durch ist und die Menschen jetzt wieder aufatmen können.


Ich selbst habe an diesem Tag keine Bilder gemacht, wen es trotzdem interessiert, wie Arequipa während und nach dem Regen ausgesehen hat:

Dienstag, 5. Februar 2013

Schuljahresende und Weihnachten



(ein Nachtrag)

Promoción del 6to grado
Ein Schuljahr geht zu Ende. Das heißt hier in 
Peru, wie auch in Deutschland, dass es eine Abschlussklasse gibt, die ab nächstem Schuljahr nicht mehr auf der Schule sein wird. Diese ist an Grundschule die 6. Klasse, da diese in Peru 6 und nicht nur 4 Jahre geht. Zum Abschluss der Grundschule gibt es hier nicht nur irgendein Grillfest sondern eine richtige Promoción, so eine Art kleiner Abiball. Die Schüler sind alle schick gekleidet, die Mädchen im eleganten Kleid, die Jungs im Anzug, und kommen mit ihren Eltern in die Schule. Schon mittags haben sie angefangen mit ihrer Lehrerin das Klassenzimmer zu dekorieren und alles für den Abend vorzubereiten.
Am Abend dann gab es viel Bier für die Erwachsenen, Süßigkeiten und Saft für alle. Es wurde viel getanzt und zum Abschluss wurde den Schülern ein „Heppy börsday“ gesungen (meiner Meinung nach ein bisschen komisch, es hat ja niemand Geburtstag, scheint hier aber irgendwie Tradition zu sein ;)). Danach haben sie dann ganz traditionell eine Torte ins Gesicht bekommen.
So musste ich mich also mit diesem Schuljahr auch von meinen 6.-Klässlern verabschieden, die ich in Englisch, Computer und Schwimmen unterrichtet habe.







Weihnachten in der Schule
Eine etwas andere Weihnachtsfeier …
Am vorletzten Schultag vor den großen Sommerferien (Peru liegt auf der Südhalbkugel, deswegen ist hier Sommer wenn in Deutschland Winter ist) gab es in der Schule Villa Independiente eine große Weihnachtsfeier für alle Schüler, einschließlich des Kindergartens.

Hierzu müsst ihr wissen, dass es in Peru viele reiche Familien gibt, die meist einmal im Jahr – an Weihnachten – etwas spenden oder Gutes tun wollen. Und das machen die meisten mit einer Chocolatada in den ärmeren Stadtvierteln, vor allem für Kinder.
Sie kommen dann mit ihren Autos in die Viertel gefahren und haben im Kofferraum einen riesen Topf voll heißer Schokolade, ganz viel Panetón (ein typisch peruanisches Weihnachtsgebäck aus Hefeteig mit getrockneten Früchten) und tausenden von Geschenken, damit auch für jedes Kind etwas dabei ist. Entweder sie halten dann direkt auf der Straße und die Kinder stellen sich in einer schönen Schlange vor dem Auto auf, oder sie fahren eben in Schulen oder andere Orte, wo sie die Kinder antreffen.

Und genau das war an unserer Schule der Fall. Eine ganze Familie (und das sind hier nicht nur 4 Personen, sondern 15) kam an diesem Donnerstag vor den Ferien in die Schule, hat die Zutaten für heiße Schokolade mitgebracht, Panetón und ganz viele Geschenke. Während wir in der kleinen Schulküche die Schokolade zubereitet haben, haben sich einige der Familie umgezogen und als Clowns die Kinder (und auch die Eltern und Lehrer) mit Spielen und Witzen unterhalten.

Ganz am Ende war es dann soweit: die Kinder sind alle in ihre Klassenzimmer und haben gewartet … auf wen oder was? Natürlich auf Papa Noel, den Weihnachtsmann!
Und der kam dann auch tatsächlich mit seinen Gehilfen von Klassenzimmer zu Klassenzimmer mit einem riesen Geschenk für jeden.

Mir persönlich erschien diese Aktion am Anfang ein bisschen heuchlerisch. Einmal im Jahr etwas Gutes tun um ein besseres Gewissen zu haben, ist das wirklich das Richtige?
Doch nachdem ich die fröhlichen Kindergesichter gesehen habe, jedes glücklich mit seinem eigenen Spielzeug in der Hand … Und nachdem mir ein Kind erzählt hat, dass es bei ihnen zu Hause kein Weihnachten gibt, weil seine Mama nicht genug Geld hat um allen ihren Kindern ein Geschenk zu kaufen, es nicht einmal weiß wann es Geburtstag hat, weil das bei ihnen zu Hause nicht gefeiert wird … Da habe ich mir gedacht: Warum eigentlich nicht? Die Kinder macht es zumindest einmal im Jahr glücklich, die Reicheren denken an die Menschen, denen es nicht so gut geht, und das an Weihnachten, dem Fest der Liebe. Warum denn nicht?
Ob das jetzt Richtig ist oder nicht sei einmal dahin gestellt, da kann sich jeder selbst Gedanken darüber machen. Für mich war es auf jeden Fall wunderschön zu sehen, wie sich die Kinder gefreut haben und so haben auch wir unsere Schüler mit einem kleinen Geschenkchen – einem Stift (von der Partnerschule, dem RBG) und einer Weihnachtskarte (von uns) für jeden – in die Ferien verabschiedet.


…und im Comedor
Auch im Comedor hatten wir eine kleine Weihnachtsfeier geplant. Wir hatten uns Spiele überlegt und für jedes Kind ein kleines Päckchen mit Süßigkeiten und einem Esslöffel (viele Kinder kommen ohne Löffel in den Comedor und essen dann entweder mit einem Löffel oder Messer aus dem Comedor oder mit den Händen) gepackt, als Geschenk vom RBG. Außerdem hatten wir kleine Preise für die Gewinner der Spiele.
Doch dann kam alles ganz anders. Da der letzte Tag vor den Ferien im Comedor auf den 21. fiel und das gleichzeitig auch Annes Geburtstag ist, hat sich unser Zeitplan „ein bisschen“ verschoben. Nach dem Essen hat sie von den Müttern eine Torte (ins Gesicht) bekommen und alle haben ein kleines Stückchen davon bekommen. Danach war es auch schon ziemlich spät und die Kinder wollten alle nur ihre Geschenke und dann nach Hause, also nichts mit Spielen… Also haben wir kurzerhand eine kleine Bescherung für alle Kinder gemacht, ihnen die Weihnachtsgeschenke vom RBG und unsere Weihnachtskarten überreicht, und dann war auch schon alles vorbei. Die Kinder sind nach Hause, wir sind auf einer Kiste Kekse sitzen geblieben, die wir dann im Endeffekt den Müttern mit einem kleinen Geschenkchen überreicht haben.
Alles nicht so wie geplant, aber trotzdem schön. Statt Weihnachten haben wir an diesem Tag einfach Annes Geburtstag gefeiert ;)