Dienstag, 5. Februar 2013

Schuljahresende und Weihnachten



(ein Nachtrag)

Promoción del 6to grado
Ein Schuljahr geht zu Ende. Das heißt hier in 
Peru, wie auch in Deutschland, dass es eine Abschlussklasse gibt, die ab nächstem Schuljahr nicht mehr auf der Schule sein wird. Diese ist an Grundschule die 6. Klasse, da diese in Peru 6 und nicht nur 4 Jahre geht. Zum Abschluss der Grundschule gibt es hier nicht nur irgendein Grillfest sondern eine richtige Promoción, so eine Art kleiner Abiball. Die Schüler sind alle schick gekleidet, die Mädchen im eleganten Kleid, die Jungs im Anzug, und kommen mit ihren Eltern in die Schule. Schon mittags haben sie angefangen mit ihrer Lehrerin das Klassenzimmer zu dekorieren und alles für den Abend vorzubereiten.
Am Abend dann gab es viel Bier für die Erwachsenen, Süßigkeiten und Saft für alle. Es wurde viel getanzt und zum Abschluss wurde den Schülern ein „Heppy börsday“ gesungen (meiner Meinung nach ein bisschen komisch, es hat ja niemand Geburtstag, scheint hier aber irgendwie Tradition zu sein ;)). Danach haben sie dann ganz traditionell eine Torte ins Gesicht bekommen.
So musste ich mich also mit diesem Schuljahr auch von meinen 6.-Klässlern verabschieden, die ich in Englisch, Computer und Schwimmen unterrichtet habe.







Weihnachten in der Schule
Eine etwas andere Weihnachtsfeier …
Am vorletzten Schultag vor den großen Sommerferien (Peru liegt auf der Südhalbkugel, deswegen ist hier Sommer wenn in Deutschland Winter ist) gab es in der Schule Villa Independiente eine große Weihnachtsfeier für alle Schüler, einschließlich des Kindergartens.

Hierzu müsst ihr wissen, dass es in Peru viele reiche Familien gibt, die meist einmal im Jahr – an Weihnachten – etwas spenden oder Gutes tun wollen. Und das machen die meisten mit einer Chocolatada in den ärmeren Stadtvierteln, vor allem für Kinder.
Sie kommen dann mit ihren Autos in die Viertel gefahren und haben im Kofferraum einen riesen Topf voll heißer Schokolade, ganz viel Panetón (ein typisch peruanisches Weihnachtsgebäck aus Hefeteig mit getrockneten Früchten) und tausenden von Geschenken, damit auch für jedes Kind etwas dabei ist. Entweder sie halten dann direkt auf der Straße und die Kinder stellen sich in einer schönen Schlange vor dem Auto auf, oder sie fahren eben in Schulen oder andere Orte, wo sie die Kinder antreffen.

Und genau das war an unserer Schule der Fall. Eine ganze Familie (und das sind hier nicht nur 4 Personen, sondern 15) kam an diesem Donnerstag vor den Ferien in die Schule, hat die Zutaten für heiße Schokolade mitgebracht, Panetón und ganz viele Geschenke. Während wir in der kleinen Schulküche die Schokolade zubereitet haben, haben sich einige der Familie umgezogen und als Clowns die Kinder (und auch die Eltern und Lehrer) mit Spielen und Witzen unterhalten.

Ganz am Ende war es dann soweit: die Kinder sind alle in ihre Klassenzimmer und haben gewartet … auf wen oder was? Natürlich auf Papa Noel, den Weihnachtsmann!
Und der kam dann auch tatsächlich mit seinen Gehilfen von Klassenzimmer zu Klassenzimmer mit einem riesen Geschenk für jeden.

Mir persönlich erschien diese Aktion am Anfang ein bisschen heuchlerisch. Einmal im Jahr etwas Gutes tun um ein besseres Gewissen zu haben, ist das wirklich das Richtige?
Doch nachdem ich die fröhlichen Kindergesichter gesehen habe, jedes glücklich mit seinem eigenen Spielzeug in der Hand … Und nachdem mir ein Kind erzählt hat, dass es bei ihnen zu Hause kein Weihnachten gibt, weil seine Mama nicht genug Geld hat um allen ihren Kindern ein Geschenk zu kaufen, es nicht einmal weiß wann es Geburtstag hat, weil das bei ihnen zu Hause nicht gefeiert wird … Da habe ich mir gedacht: Warum eigentlich nicht? Die Kinder macht es zumindest einmal im Jahr glücklich, die Reicheren denken an die Menschen, denen es nicht so gut geht, und das an Weihnachten, dem Fest der Liebe. Warum denn nicht?
Ob das jetzt Richtig ist oder nicht sei einmal dahin gestellt, da kann sich jeder selbst Gedanken darüber machen. Für mich war es auf jeden Fall wunderschön zu sehen, wie sich die Kinder gefreut haben und so haben auch wir unsere Schüler mit einem kleinen Geschenkchen – einem Stift (von der Partnerschule, dem RBG) und einer Weihnachtskarte (von uns) für jeden – in die Ferien verabschiedet.


…und im Comedor
Auch im Comedor hatten wir eine kleine Weihnachtsfeier geplant. Wir hatten uns Spiele überlegt und für jedes Kind ein kleines Päckchen mit Süßigkeiten und einem Esslöffel (viele Kinder kommen ohne Löffel in den Comedor und essen dann entweder mit einem Löffel oder Messer aus dem Comedor oder mit den Händen) gepackt, als Geschenk vom RBG. Außerdem hatten wir kleine Preise für die Gewinner der Spiele.
Doch dann kam alles ganz anders. Da der letzte Tag vor den Ferien im Comedor auf den 21. fiel und das gleichzeitig auch Annes Geburtstag ist, hat sich unser Zeitplan „ein bisschen“ verschoben. Nach dem Essen hat sie von den Müttern eine Torte (ins Gesicht) bekommen und alle haben ein kleines Stückchen davon bekommen. Danach war es auch schon ziemlich spät und die Kinder wollten alle nur ihre Geschenke und dann nach Hause, also nichts mit Spielen… Also haben wir kurzerhand eine kleine Bescherung für alle Kinder gemacht, ihnen die Weihnachtsgeschenke vom RBG und unsere Weihnachtskarten überreicht, und dann war auch schon alles vorbei. Die Kinder sind nach Hause, wir sind auf einer Kiste Kekse sitzen geblieben, die wir dann im Endeffekt den Müttern mit einem kleinen Geschenkchen überreicht haben.
Alles nicht so wie geplant, aber trotzdem schön. Statt Weihnachten haben wir an diesem Tag einfach Annes Geburtstag gefeiert ;)



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