Freitag, 21. Dezember 2012

Noch drei Mal schlafen …


… dann ist es soweit! Klar, das weiß ja jedes Kind, in drei Tagen ist endlich Weihnachten.
Aber nein, das ist es bei mir nicht nur, worauf ich mich in drei Tagen freue. (Außerdem wird Weihnachten hier in Peru am 25.12. gefeiert, um Punkt Mitternacht und Weihnachtsstimmung ist bei mir immer noch nicht aufgekommen.)
Am Montagmorgen um zehn werde ich aufgeregt am Flughafen hier in Arequipa stehen und sehen wie ein kleines Flugzeug, das aus Lima kommt, landet  – aus dem dann hoffentlich meine Eltern und mein Bruder aussteigen werden :) Somit kommt das tollste Weihnachtsgeschenk, das ich mir hier wünschen kann, noch rechtzeitig zu Heiligabend aus dem kalten Deutschland zu mir!

Weihnachten werde ich dann zwar in meiner Gastfamilie verbringen – und somit auch ein typisches peruanisches Weihnachten erleben – danach aber werde ich mit meiner Familie durch Peru reisen. In den Cañon del Colca, nach Puno an den Titicacasee, nach Cusco und natürlich auch auf Machu Picchu und nach Ica zum Sandboarden.
Hört sich super an, oder? Und ich freu mich auch schon riesig darauf! :)
Allerdings steckt hinter so einer großen Reise natürlich auch immer viel Vorbereitung: Hostels, Touren und Busfahrten suchen, buchen und und und …
Aber letztendlich bin ich mir sicher, dass wir noch vorher alles organisieren und dann voll und ganz unsere Reise und den Besuch von meiner Familie natürlich auch in meiner Gastfamilie und meiner Arbeit genießen können!

… Nur noch drei Mal schlafen! J

Montag, 3. Dezember 2012

Aber meine kleinen Geschwister ... ?


Heute möchte ich euch gerne von einem Gespräch mit einem kleinen Mädchen aus der Schule, an der ich unterrichte, berichten. Das Mädchen geht in die dritte Klasse. Die Mutter dieser Drittklässlerin war schwanger. Als ihr Kind schon bald zur Welt kommen sollte, habe ich mit dem Mädchen eine Weile gesprochen. Nachdem ich sie gefragt habe, wie es ihr und ihrer Mama geht, antwortet sie mir: „Das Baby soll nächste Woche kommen. Aber mir geht es schlecht, ich bin traurig. Das Baby liegt nicht richtig im Bauch meiner Mama und deswegen geht es ihr sehr schlecht. Sie geht jeden Tag ins Krankenhaus. Ich habe Angst, dass sie stirbt. Und ich habe doch noch 3 kleinere Geschwister, was passiert dann mit denen, wenn meine Mama tot ist?“

[Kleine Anmerkung: In Peru gibt es keine Krankenversicherung. Für einen Kaiserschnitt hat die Familie aber höchstwahrscheinlich zu wenig Geld, weshalb die Mutter geduldig warten musste, bis sie ihr Kind auf natürliche Weise zur Welt bringt – mit dem Wissen, dass sowohl ihrem Kind, als auch ihr dabei etwas passieren könnte.]

Eine Woche später rede ich nochmal mit dem Mädchen und frage sie erneut wie es ihr, ihrer Mama und dem Baby geht, und ob es mittlerweile schon auf der Welt ist.
„Ich bin sehr traurig, weil mein Brüderchen gestorben ist. Aber meiner Mama geht es ganz gut, sie ist zu Hause, und das ist das Wichtigste!“
„Und dein Papa, ist der gerade auch zu Hause?“
„Ja, der kocht gerade für uns.“
(„Und, schmeckt das Essen, was er kocht?“
„Naja, ist nicht so lecker…“)
„Aber bald muss mein Papa wieder arbeiten gehen. Dann sind wir wieder alleine, meine Mama, meine 3 kleinen Geschwisterchen und ich.“


Dieses Gespräch hat mich sehr bewegt. Ich weiß, dass dieses Gespräch sehr traurig ist und deswegen vielleicht nicht ganz so gut in die Advents- und Weihnachtszeit passt. Für uns ist es teilweise einfach unvorstellbar mit welchen Tatsachen die Kinder hier leben müssen und wie viel Verantwortung sie tragen.
Trotzdem finde ich es absolut bemerkenswert, wie verantwortungsbewusst die Kinder hier schon von klein auf sind. Sie denken zuerst einmal nicht an sich selbst, sondern an ihre kleiner Geschwister. Vor allem die ältesten Geschwister müssen und wollen ihre Mutter oft unterstützen, da viele Familien ohne ihren Vater leben. (Dies hat viele verschiedene Gründe, aber ein andermal, in einen neuem Blogeintrag mehr darüber!)
Das fällt mir hier so oft auf, auch, wenn in der Schule ein kleiner Junge hinfällt, kommt sofort die große Schwester gerannt und tröstet ihn – ohne jeglichen Scham.
Welche große Schwester würde das in Deutschland in der Schule machen? Vielen wäre es sicherlich egal oder gar peinlich, sich um ihren kleinen Bruder zu kümmern – „was denken denn da die Anderen?“
Das finde ich hier super bewundernswert.

Als kleiner Anstoß für die Adventszeit: Ich wünsche mir, dass wir alle etwas von dieser kleinen Geschichte mitnehmen können. Dass wir schätzen lernen können, wie gut es uns geht und dass wir nicht immer nur uns alleine in den Vordergrund stellen, sondern die Augen -nicht nur, aber auch- für andere Menschen offen halten können.

Samstag, 1. Dezember 2012

Es weihnachtet sehr ...

Es ist der 1. Dezember und ich habe heute einen super schönen Adventskalender bekommen :)
Außerdem steht jetzt eine Kerze in meinem Zimmer und ich habe eine (blinkende) Lichterkette am Fenster.
Unserer Gastfamilie haben wir einen (improvisierten) Adventskranz geschenkt (auf einem Teller mit Sand und kleinen roten Kugeln) und werden jetzt jeden Sonntag eine weitere Kerze anzünden.

Mein Adventskalender :) 
Aber das ist auch schon das Einzige, was mich daran erinnert, dass Weihnachten näher kommt.
Hier in Peru wird es so langsam Sommer und nicht einmal auf dem Misti (fast 6000m) liegt mehr Schnee. Es wird hier allmählich immer wärmer und bei mir kommt einfach so gar keine Weihnachtsstimmung auf – kein Weihnachtsmarkt, keine Kälte, kein Schnee, so gut wie keine Weihnachtsdekoration (und wenn, dann ziemlich übertrieben) …

Hier in Peru wird es jetzt Sommer, da es auf der Südhalbkugel liegt. Das bedeutet, dass es hier erst mal (ein bisschen) wärmer wird, bis dann die Regenzeit anfängt, die normalerweise von Dezember bis März geht.

[Kleiner Nachtrag zu meinem Blogeintrag „Va a llover“: Es hat sich alles wieder „normalisiert“ und die Regenzeit hat noch nicht angefangen. Die Kinder waren ein bisschen enttäuscht, dass es nicht mehr geregnet hat, aber warten jetzt eben weiterhin geduldig, bis die Regenzeit endlich anfängt – etwas anderes bleibt ihnen sowieso nicht übrig.]

Das heißt für mich aber auch, dass ich die Adventszeit und Weihnachten dieses Jahr einmal ganz anders erleben werde. Aber es bleiben mir ja immer noch 23 Tage, vielleicht kommt bei mir ja dann doch noch etwas mehr Weihnachtsstimmung auf.
Ich bin gespannt, wie die Menschen hier das alles erleben und wie hier gefeiert wird!

Adventskerze

Mittwoch, 7. November 2012

Puno


Wieder mal ein langes Wochenende hier in Peru über Allerheiligen und den "Día de los muertos". Was heißt das für uns? Natürlich - ausnutzen und reisen!
Letztes Wochenende ging es dann für Anne, Dennys (unseren Gastbruder) und mich nach Puno an den Titicacasee. 
Nach 6 Stunden Busfahrt sind wir am Donnerstag auch gut am höchst gelegenen schiffbaren See der Welt angekommen - auf über 3800m über dem Meeresspiegel.
In Puno selbst waren wir tapfer und sind auf einen Aussichtspunkt "gewandert", besser gesagt, wir haben gefühlt eine Million Treppen genommen, die uns zu einer Kondor-Statue auf einem ziemlich hohen Hügel in Puno geführt haben. 

Bald sind wir oben ...
Auf Grund der Höhe haben wir zwar ziemlich viele Pausen auf dem Weg nach oben eingelegt, aber die Anstrengung hat sich im Endeffekt dann echt gelohnt. Wir hatten einen super Blick auf ganz Puno inklusive Titicacasee.



In Puno ist es kalt. - Stimmt, die Sonne scheint tagsüber aber trotzdem.
Am ersten Abend kam dann der Schock:
Alle hatten uns gesagt, dass es in Puno sehr kalt ist, da es so hoch liegt. Was machen wir also? Packen natürlich Handschuhe, Mütze, dicke Socken, Jacken etc. ein. Das dort aber trotzdem die Sonne scheinen könnte, so weit haben wir nicht gedacht. Deshalb sind Sonnencreme und eine Sonnenmütze natürlich auch zu Hause geblieben.
Das Ergebnis gleich nach dem ersten Tag: Ein meeeeega Sonnenbrand im Gesicht... Naja, wir haben daraus gelernt, uns sofort Sonnencreme und Mütze gekauft und uns fleißig eingecremt.


Am Freitagmittag haben wir dann einen Ausflug nach Sillustani gemacht. Dort gibt es alte Grabtürme aus der Prä-Inka-Zeit. Unzählige kleine und große "Chullpas" (runde Steintürme) sind im Andenhochland, ca. 45min entfernt von Puno, zu sehen.

 



Nach dem Besuch in Sillustani haben wir dann auf der Rückfahrt noch bei einem Haus einer Familie gehalten. Diese hat uns gezeigt, wie ihr Leben im Andenhochland aussieht. Mit Lamas als Haustiere, typischen Gerichten und ihrer Arbeit auf dem Feld und dem Kunsthandwerk... Ziemlich beeindruckend, wie die Menschen dort, ohne viel zu haben, leben!





Für Samstag und Sonntag haben wir dann eine Tour auf dem Titicacasee gebucht. 
Früh am Samstagmorgen ging es los: Wir sind von unserem Tour-Anbieter im Hostel abgeholt und an den Hafen gebracht worden, wo wir dann mit dem Boot in Richtung der "Islas de los Uros" gefahren sind. Ziemlich nah am Ufer (ungefähr 40min Bootsfahrt mit einem seeeeeeeeehr langsamen Boot) befinden sich die 90 Uros-Inseln. Dies sind Mini-Inseln, die aus Schilf gemacht sind, und deshalb "schwimmende Inseln" genannt werden. Die Menschen dort leben fast ausschließlich vom Tourismus. Sie zeigen den Besuchern ihre Häuser, stellen Kunsthandwerk her und bieten die Überfahrt zu anderen Inseln mit ihren traditionellen Booten an.




Der "Mercedes Benz" unter den traditionellen Booten - natürlich für die Touristen




Das beeindruckende an den Inseln ist, wie sie gebaut werden. Es werden die Wurzeln des Schilfs als Unterlage genommen, da diese eine geringere Dichte als Wasser haben und deshalb schwimmen. Darauf wird in verschiedenen Lagen Schilf gelegt. Unter jedem Haus gibt es außerdem nochmal eine extra Schicht Schilf. Ihr merkt jetzt schon: Schilf ist für die Menschen auf den Uros-Inseln sehr wichtig. Aber das ist noch nicht alles, komplett ihre Häuser, Schiffe und auch alles andere ist aus Schilf gemacht. Zudem dient es für die Menschen dort (und auch in Puno) als Lebensmittel. Schält man das untere Ende eines Schilf-Stängels, kann man das Innere essen.

Nach diesem - doch sehr touristischen - Stopp auf zwei der Uros-Inseln ging es dann für uns im Boot noch drei Stunden weiter.
Dann sind wir auf der Insel Amantaní angekommen. Dort wurden wir von unserer „Gastmama für einen Tag“ abgeholt und in unser Nachtquartier gebracht. Nach einer kleinen Stärkung ging es dann auch gleich los, die erste Wanderung stand auf dem Programm. Unser Ziel: Der höchste Punkt der Insel (4250m), die Opferstätte Pachatata, von dem aus wir den Sonnenuntergang anschauen sollten. Leider hat uns das Wetter ein bisschen einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn es war bewölkt. Trotzdem hatten wir einen super Ausblick auf den ganzen See und alle Ufer bis hin nach Bolivien.



Immer höher ...

Oben angekommen werden wir mit einem super Ausblick belohnt

Abends stand dann noch ein Highlight auf dem Programm: die Peña, die für alle Touristen organisiert wird. Dafür hat uns unsere Gastfamilie traditionelle Kleidung geliehen und wir sind, wie alle anderen, mit unseren Röcken und die Männer mit Ponchos und Mützen, auf das Fest und haben getanzt, getanzt und getanzt. Jeder Tanz begann in kleinen Grüppchen, doch geendet haben alle in nur einem großen Kreis.




Erschöpft, aber glücklich sind wir dann abends ins Bett gefallen und haben die stille genossen – keine Autos, kein Verkehr, einfach nur Stille, die auf der Insel herrscht.


Unsere "Gastfamilie für einen Tag"

Das Haus auf Amantaní, in dem wir geschlafen haben

Am nächsten Morgen sind wir gleich nach dem Frühstück mit dem Boot auf die nächste Insel weitergefahren: Taquile.
Auch dort sind wir bis ganz nach oben ins Dorf gelaufen, haben uns dort den Kunsthandwerkermarkt angeschaut und waren dann beim Mittagessen.




Mit unserer Gruppe haben wir uns dann so gut verstanden, dass wir uns nach der Tour gleich noch für den selben Abend zum Essen in Puno verabredet haben.

Am nächsten Morgen haben wir dann noch das Erscheinen der ersten Inkas aus dem Titicacasee angeschaut. Der Legende nach sollen die zwei ersten Inkas, Manco Cápac und Mama Ocllo, aus dem Titicacasee gekommen sein und sich dann Cusco ausgesucht haben um dort ihr Imperium aufzubauen. Dieses Erscheinen wird in Puno jedes Jahr am 5. November gefeiert. Dabei kommen symbolisch zwei Inkas mit ihrem Volk mit einem traditionellen Boot ans Seeufer und opfern am Ende einer Prozession ein Lamaherz an Pachamama (Mutter Erde).




Außerdem haben wir den bekannten Kunsthandwerkermarkt in Puno besucht. Leider waren von den uuuunzähligen Ständchen nur sehr wenige geöffnet. Trotzdem haben wir uns ein bisschen umgeschaut und die tollen selbstgemachten Pullis, Socken, Mützen, Taschen, Schals und und und bewundert.






Ihr seht also, wir haben ziemlich viel erlebt in den paar Tagen, die wir in Puno verbracht haben. Beeindruckt und nachdenklich zugleich über die Auswirkungen des Tourismus auf die Menschen, vor allem auf den Inseln, bin ich dann wieder in den Bus zurück nach Hause, nach Arequipa, gestiegen.

Dienstag, 30. Oktober 2012

¡¡¡Va a llover!!!


Heute Morgen um ca. halb 12 in der Schule:
Es ist ganz normaler Unterricht bis plötzlich ein lauter Donnerschlag zu hören ist. Und auf einmal stehen alle Kinder im Pausenhof, rennen vor Freude wild durcheinander und alle schreien: „¡Va a llover, va a llover!“ („Es wird regnen, es wird regnen!“).
Und tatsächlich, ein paar Augenblicke später fängt es an zu tropfen. Allerdings war der „Regen“ dann nach gefühlten 10 Tropfen auch schon wieder vorbei. Egal - die Kinder waren glücklich („¡Ay, cómo me gusta la lluvia!“ – „Ach, wie sehr ich doch den Regen mag!“) !

Für alle, die jetzt nicht verstehen, warum die Kinder über 10 Tropfen Regen so glücklich sind, eine kleine Hintergrundinformation:
Arequipa wird auch als „die Stadt des ewigen Frühlings“ bezeichnet. Hier ist es fast das ganze Jahr über sonnig und es hat um die 20°C. Im peruanischen Sommer (also dann, wenn in Europa Winter ist) beginnt dann in Arequipa die Regenzeit, normalerweise gegen Anfang Dezember. Die Regenzeit dauert dann ungefähr 3 Monate an – den Rest des Jahres ist es trocken und es fällt kein Tropfen Regen.
Da kann man dann die Freude der Kinder über einen Regentropfen doch verstehen, oder?

Der aufmerksame Leser hat es aber wahrscheinlich schon bemerkt – ich habe geschrieben, dass die Regenzeit meistens Anfang Dezember beginnt. Ja, heute haben wir den 30. Oktober… Die letzten Tage war es schon immer bedeckt und die Sonne kam nur ab und zu hinter den Wolken hervor. Und heute dann der Donnerschlag mit ein paar Regentropfen.
Es wird dieses Jahr also wahrscheinlich deutlich früher anfangen zu regnen. Die Menschen hier gehen aber trotzdem davon aus, dass die Regenzeit deshalb nicht früher aufhören, sondern wie gewohnt bis in den März hinein andauern wird. Dies ist eine Folge des Klimawandels, die die Menschen hier in Arequipa zu spüren bekommen.
(Durch den Klimawandel ist es hier z.B. außerdem, v.a. tagsüber, viel wärmer geworden, als es früher war, und die Sonne brennt oft unbarmherzig vom Himmel herunter.)

Man darf also gespannt sein, wann es dann mit dem Regen wirklich losgeht und was die verlängerte Regenzeit für Auswirkungen auf die Menschen hier hat – ich halte euch auf dem Laufenden! ;) 

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Update Lehrerstreik

Letzten Dienstag, den 9. Oktober, sind alle Lehrer unserer Schule wieder zum Unterrichten zurückgekommen. Der Streik ist beendet. Der radikale Flügel der Lehrergewerkschaft SUTEP streikt dennoch weiter, da nicht alle Forderungen der Lehrer erfüllt wurden.

Die Lehrer müssen jetzt aber den Unterricht des ganzen Monats, in dem sie gefehlt haben, nachholen. Das heißt für mich, dass ich im Moment ein bisschen weniger Englisch unterrichten kann. Da wir aber mit den Kids den kompletten letzten Monat verbracht haben, ist das nicht weiter schlimm und Anne und ich bereiten jetzt während den Stunden, in denen wir keinen Unterricht haben, einige Dinge vor, schreiben Weihnachtspost usw. ;)

Ein kleiner Teil dessen, was wir mit den Schülern während dem Streik so alles gemacht haben...

Ganz viele selbstgeknüpfte Armbänder

Sonntag, 7. Oktober 2012

Ein Monat Lehrerstreik

Am 5. September fing ging er los, der Streik, dann hieß es: huelga indefinida (unbefristeter Streik).
Damit hat sich auch mein Tagesablauf grundlegend verändert.

Da die Lehrer aller staatlichen Schulen, also auch unserer, nicht mehr in die Schule kommen, haben Anne und ich den ganzen Tag über alle Kinder, die kommen. Eigentlich sollen wir die Zeit nutzen um den Kindern Englisch und Computer beizubringen. Ist aber gar nicht so einfach, wenn man in der Klasse 15-20 Kinder im Alter zwischen 8 und 16 Jahren hat...
Ein weiteres Problem ist, dass mindestens die Hälfte der Kinder seit dem Streik nicht mehr in die Schule kommt, da sie z.B. zu Hause helfen müssen und das im diesem Fall wichtiger ist, als in die Schule zu gehen, wenn kein regulärer Unterricht stattfindet. So kommen leider auch jeden Tag immer weniger Kinder (letzte Woche insgesamt 12).
So heißt es also für mich die Kinder irgendwie sinnvoll zu beschäftigen, ohne viel neues in Englisch zu machen.
Anne und ich nutzen deshalb die Zeit mit den Kindern um Armbänder zu knüpfen, Computer-AG zu machen, Videos zu drehen und viele Spiele zu spielen.
Die Schule hört zwar während dem Streik früher auf, aber nach 1 Monat Galgenmännchen, Bingo, Memory usw. spielen, malen, Seilhüpfen etc. hoffe ich trotzdem, dass die Lehrer (die von einer ziemlich links radikalen Gewerkschaft angeführt werden) und die Regierung möglichst bald eine Lösung finden, damit alles wieder „normal“ weiterläuft.

Beim Fußballspielen
Computer-AG mit den 4.-6. Klässlern
Computer-AG mit den 1.-3. Klässlern
Beim Seilhüpfen


Update 1: Der Streik wurde von der Regierung als illegal erklärt (sie erhalten deswegen kein Geld für die fehlenden Stunden, müssen ihren Unterricht vermutlich im Januar, wenn normal Ferien sind, nachholen), die Lehrer streiken aber trotzdem weiter.
Update 2: Es gibt gute Nachrichten, anscheinend hat sich die Regierung mit einer Lehrerdelegation in Lima zusammengesetzt um über die Arbeitsbedingungen (und natürlich vor allem den Lohn) der Lehrer zu reden. Es ist also ein Ende des Streiks in Sicht!
Mal sehen, ob dann vielleicht schon nächste Woche die Lehrer wieder normal in die Schule kommen...


Noch als kleine Info: Nicht nur die Lehrer streiken gerade in Peru. Angefangen haben die Ärzte, durch einen Streik Druck auf die Regierung auszuüben, um mehr Lohn einzufordern. Gefolgt sind ihnen dann die Lehrer der staatlichen Schulen und auch die Dozenten und die Administration der staatlichen Universitäten schließen immer wieder die Uni und halten keine Vorlesungen. Es scheint, als ob der Streik eines der wirksamsten Mittel sei, um die peruanische Regierung unter Druck zu setzen und somit bessere Arbeitsbedingungen schaffen zu können.


Wer mehr über die Situation der Lehrer in Peru erfahren möchte:
http://www.infoamazonas.de/2012/10/01/peru-lehrergewerkschaft-sutep-seit-27-im-streik.html

Sonntag, 23. September 2012

Cuy und Anticuchos

Heute geht es ums Essen - besser gesagt um typisches peruanisches Essen.

Schon bevor ich hier her gekommen bin, habe ich mitbekommen, dass Cuy, also Meerschweinchen, hier in Peru Nationalgericht ist. Trotz einigen angewiderten Blicken habe ich aber beschlossen, es auf jeden Fall einmal zu probieren. Gesagt, getan!
Vor ein paar Wochen waren wir mit unserer Gastfamilie in einem Restaurant mit typischem Essen und Anne und ich haben kurzerhand beschlossen „Cuy chactado“ zu bestellen.

Ja, was gibt es dazu zu sagen … Erst einmal ist es für Peruaner fast unvorstellbar, dass Meerschweinchen auch Haustiere sein können und deswegen auch völlig normal, die kleinen Tiere, die oft auch einfach so in der Küche rumrennen, zu essen. 

Meerscheinchen in einer Küche im Colca-Canyon

Dann, für einige für euch wahrscheinlich unvorstellbar, hat das Fleisch eigentlich echt gut geschmeckt! Leider gibt es mit dem Meerscheinchen ein kleines Problem: es ist sehr schwer zu essen, vor allem mit Messer und Gabel, aber mit den Händen die Ärmchen und Beinchen auszureißen und abzunagen war es uns dann doch auch zu eklig. Und so bleibt schlussendlich auch recht wenig Fleisch zum Essen übrig. Deswegen und auch, weil Meerschweinchen hier im Vergleich (vor allem zu Hühnchen) sehr teuer ist, ist es aber auch für die Peruaner kein Alltagsessen, sondern ein besonderes Gericht.

Vorher ...


... und nachher



Dieses Wochenende waren wir dann beim Anticuchos essen. Ja, was sind Anticuchos? Auf dem Teller sieht es erst einmal aus wie normales Fleisch, oder?


Anticuchos
Mit dem Gedanken hätte ich mir wahrscheinlich auch nichts dabei gedacht und das Ganze wäre auch gar nicht so schlecht gewesen, auch wenn es für mich viel zu viel „Fleisch“ war. Mit dem Wissen aber, dass Anticuchos Kuhherzen sind, sieht das alles schon wieder ganz anders aus (und ich wusste vorher, was da auf meinem Teller liegt).

Als Belohnung, sozusagen weil wir so mutig waren ;), gab es dann aber nach den Anticuchos einen super leckeren Nachtisch: buñuelos. Das sind große Ringe aus Teig, die in Fett frittiert werden. Dazu gab es eine Honig-Soße. Und das alles ganz ohne „böse Überraschung“! ;)
Unser kleiner Ausflug hat sich dann also doch gelohnt!

Ja, ihr merkt also:
Andere Länder, andere Sitten!

Und man muss alles einmal probiert haben um mitreden zu können und rauszufinden, was lecker ist! Auch wenn es für mich jeweils erst einmal eine Überwindung war die Gerichte zu probieren, habe ich es doch meistens geschafft zu verdrängen was da gerade wirklich auf meinem Teller liegt und konnte mich auf den Geschmack konzentrieren.

Ja, das war ein kleiner Einblick in mein tägliches Essen – Spaß! Das sind natürlich Dinge, die ich jetzt einmal probiert habe und ich euch davon berichten wollte, weil es Gerichte sind, die es so in Deutschland nicht gibt. Normalerweise kochen wir immer selber, und da gibt es natürlich hauptsächlich die gute deutsche Küche! ;) 
Also keine Angst, ich komme nicht nach Deutschland zurück und werde nur noch Meerschweinchen und Kuhherzen essen. ;)

Donnerstag, 6. September 2012

Cañon del Colca

Da letzten Donnerstag in ganz Peru Feiertag war und wir somit weder am Donnerstag in die Schule noch am Freitag in den Comedor mussten haben wir das verlängerte Wochenende genutzt und sind in den Cañon del Colca gefahren. Wir haben uns dabei für eine 3-Tages-Trekking-Tour im Canyon entschieden.


Am Freitagmorgen ging es dann um 2.30 Uhr zu Hause los. Wir sind zuerst ins Zentrum gefahren wo wir dann von einem Kleinbus abgeholt wurden. Nach 5 Stunden Fahrt und einer kleinen Frühstückspause sind wir dann erst einmal am Cruz del Condor angekommen. Von diesem Aussichtspunkt aus kann man morgens zwischen 8 und 10 Uhr Kondore beobachten, wie sie die Thermik im Canyon ausnutzen und ihre Kreise drehen. Und wir hatten Glück – gleich 13 Kondore zeigten sich in der Stunde, in der wir da waren und die Vögel mit einer Flügelspannweite von 3m direkt über unseren Köpfen fliegen zu sehen war ein unglaubliches Schauspiel.





Kurze Zeit später waren wir dann an unserem Startpunkt in Cabanaconde. Dort wurden wir in verschiedene Gruppen eingeteilt. Für die 3-Tages-Tour waren wir zu sechst: 2 Irländer, 2 Schweden und wir. Dazu kam unser Guide, der uns die kompletten 3 Tage begleitet und köstlich bekocht hat.



Jetzt geht's los!
Dann ging sie los, unsere Tour. Nach 3 Stunden Abstieg waren wir dann ganz unten im Canyon, am Fluss Colca. Nach kurzem Aufstieg und einem leckeren Mittagessen ging es dann weiter nach Cosñirhua, einem kleinen Dorf, zu dem es noch einmal eine gute Stunde Aufstieg ist. Dort haben wir dann bei einer Familie auf der Farm in kleinen Zimmern übernachtet.


Unten angekommen


Unsere Zimmer auf dem Hof der Familie
Der nächste Tag war dann zum Entspannen. Wir sind morgens gegen halb 10 losgelaufen, eine Stunde „peruanisches flach“ und eine Stunde Abstieg und schon waren wir in der traumhaften Oase Sangalle, wo wir erst mal in den Pool gesprungen sind. Später gab es dann noch ein kleines Volleyballmatch und nach dem Abendessen, für welches es um die zwei Stunden Licht gab, wurde es stockdunkel im Canyon und wir sind ziemlich bald ins Bett.



"Inca-Warriers"

Die Oase und der Aufstieg für den nächsten Tag
In der Oase Sangalle

Auch, weil wir am nächsten Morgen um halb 5 aufgestanden sind um uns an die knapp 1300 Höhenmeter Aufstieg zu machen, die am 3. Tag vor uns lagen. Trotz dem kraftraubenden Aufstieg war der Weg wunderschön und es war phänomenal, die Sonne im Canyon aufgehen zu sehen. Und nach 2,5h haben wir es dann auch geschafft, wir waren oben! Die Belohnung, unser Frühstück, gab es dann nach weiteren 20min Fußmarsch (aber eben), wieder in Cabanaconde.

Sonnenaufgang im Canyon

So werden Lebensmittel (und auch Touristen) den Canyon hinauf bzw. hinunter befördert


Unser Guide




Unsere Gruppe

Geschafft ... der Blick zurück
Auf der Heimfahrt haben wir dann mehrere Stopps gemacht: im Colca-Tal, in einem Thermalbad, das nach dem anstrengenden Aufstieg super entspannend war, zum Mittagessen mit Buffet, am höchsten Punkt unseres Weges auf fast 5000m, von dem aus man einen super Ausblick auf verschiedene Vulkane hatte und auf einer Weide mit Lamas und Alpacas.



Ziemlich müde sind wir dann am Sonntagabend wieder zu Hause angekommen und direkt ins Bett gefallen. Die drei Tage waren zwar anstrengend aber Anne und ich sind uns einig: es war wunderschön und die Anstrengung hat sich auf jeden Fall gelohnt!