Heute möchte ich euch
gerne von einem Gespräch mit einem kleinen Mädchen aus der Schule, an der ich
unterrichte, berichten. Das Mädchen geht in die dritte Klasse. Die Mutter
dieser Drittklässlerin war schwanger. Als ihr Kind schon bald zur Welt kommen
sollte, habe ich mit dem Mädchen eine Weile gesprochen. Nachdem ich sie gefragt
habe, wie es ihr und ihrer Mama geht, antwortet sie mir: „Das Baby soll
nächste Woche kommen. Aber mir geht es schlecht, ich bin traurig. Das Baby
liegt nicht richtig im Bauch meiner Mama und deswegen geht es ihr sehr
schlecht. Sie geht jeden Tag ins Krankenhaus. Ich habe Angst, dass sie stirbt.
Und ich habe doch noch 3 kleinere Geschwister, was passiert dann mit denen,
wenn meine Mama tot ist?“
[Kleine Anmerkung: In
Peru gibt es keine Krankenversicherung. Für einen Kaiserschnitt hat die Familie
aber höchstwahrscheinlich zu wenig Geld, weshalb die Mutter geduldig warten musste, bis
sie ihr Kind auf natürliche Weise zur Welt bringt – mit dem Wissen, dass sowohl
ihrem Kind, als auch ihr dabei etwas passieren könnte.]
Eine Woche später rede
ich nochmal mit dem Mädchen und frage sie erneut wie es ihr, ihrer Mama und dem
Baby geht, und ob es mittlerweile schon auf der Welt ist.
„Ich bin sehr traurig,
weil mein Brüderchen gestorben ist. Aber meiner Mama geht es ganz gut, sie ist
zu Hause, und das ist das Wichtigste!“
„Und dein Papa, ist
der gerade auch zu Hause?“
„Ja, der kocht gerade
für uns.“
(„Und, schmeckt das
Essen, was er kocht?“
„Naja, ist nicht so
lecker…“)
„Aber bald muss mein
Papa wieder arbeiten gehen. Dann sind wir wieder alleine, meine Mama, meine 3
kleinen Geschwisterchen und ich.“
Dieses Gespräch hat
mich sehr bewegt. Ich weiß, dass dieses Gespräch sehr traurig ist und deswegen
vielleicht nicht ganz so gut in die Advents- und Weihnachtszeit passt. Für uns
ist es teilweise einfach unvorstellbar mit welchen Tatsachen die Kinder hier
leben müssen und wie viel Verantwortung sie tragen.
Trotzdem finde ich es
absolut bemerkenswert, wie verantwortungsbewusst die Kinder hier schon von
klein auf sind. Sie denken zuerst einmal nicht an sich selbst, sondern an ihre
kleiner Geschwister. Vor allem die ältesten Geschwister müssen und wollen ihre
Mutter oft unterstützen, da viele Familien ohne ihren Vater leben. (Dies hat
viele verschiedene Gründe, aber ein andermal, in einen neuem Blogeintrag mehr
darüber!)
Das fällt mir hier so
oft auf, auch, wenn in der Schule ein kleiner Junge hinfällt, kommt sofort die
große Schwester gerannt und tröstet ihn – ohne jeglichen Scham.
Welche große Schwester
würde das in Deutschland in der Schule machen? Vielen wäre es sicherlich egal
oder gar peinlich, sich um ihren kleinen Bruder zu kümmern – „was denken denn da
die Anderen?“
Das finde ich hier super
bewundernswert.
Als kleiner Anstoß für
die Adventszeit: Ich wünsche mir, dass wir alle etwas von dieser kleinen
Geschichte mitnehmen können. Dass wir schätzen lernen können, wie gut es uns
geht und dass wir nicht immer nur uns alleine in den Vordergrund stellen,
sondern die Augen -nicht nur, aber auch- für andere Menschen offen halten
können.
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