Mittwoch, 7. November 2012

Puno


Wieder mal ein langes Wochenende hier in Peru über Allerheiligen und den "Día de los muertos". Was heißt das für uns? Natürlich - ausnutzen und reisen!
Letztes Wochenende ging es dann für Anne, Dennys (unseren Gastbruder) und mich nach Puno an den Titicacasee. 
Nach 6 Stunden Busfahrt sind wir am Donnerstag auch gut am höchst gelegenen schiffbaren See der Welt angekommen - auf über 3800m über dem Meeresspiegel.
In Puno selbst waren wir tapfer und sind auf einen Aussichtspunkt "gewandert", besser gesagt, wir haben gefühlt eine Million Treppen genommen, die uns zu einer Kondor-Statue auf einem ziemlich hohen Hügel in Puno geführt haben. 

Bald sind wir oben ...
Auf Grund der Höhe haben wir zwar ziemlich viele Pausen auf dem Weg nach oben eingelegt, aber die Anstrengung hat sich im Endeffekt dann echt gelohnt. Wir hatten einen super Blick auf ganz Puno inklusive Titicacasee.



In Puno ist es kalt. - Stimmt, die Sonne scheint tagsüber aber trotzdem.
Am ersten Abend kam dann der Schock:
Alle hatten uns gesagt, dass es in Puno sehr kalt ist, da es so hoch liegt. Was machen wir also? Packen natürlich Handschuhe, Mütze, dicke Socken, Jacken etc. ein. Das dort aber trotzdem die Sonne scheinen könnte, so weit haben wir nicht gedacht. Deshalb sind Sonnencreme und eine Sonnenmütze natürlich auch zu Hause geblieben.
Das Ergebnis gleich nach dem ersten Tag: Ein meeeeega Sonnenbrand im Gesicht... Naja, wir haben daraus gelernt, uns sofort Sonnencreme und Mütze gekauft und uns fleißig eingecremt.


Am Freitagmittag haben wir dann einen Ausflug nach Sillustani gemacht. Dort gibt es alte Grabtürme aus der Prä-Inka-Zeit. Unzählige kleine und große "Chullpas" (runde Steintürme) sind im Andenhochland, ca. 45min entfernt von Puno, zu sehen.

 



Nach dem Besuch in Sillustani haben wir dann auf der Rückfahrt noch bei einem Haus einer Familie gehalten. Diese hat uns gezeigt, wie ihr Leben im Andenhochland aussieht. Mit Lamas als Haustiere, typischen Gerichten und ihrer Arbeit auf dem Feld und dem Kunsthandwerk... Ziemlich beeindruckend, wie die Menschen dort, ohne viel zu haben, leben!





Für Samstag und Sonntag haben wir dann eine Tour auf dem Titicacasee gebucht. 
Früh am Samstagmorgen ging es los: Wir sind von unserem Tour-Anbieter im Hostel abgeholt und an den Hafen gebracht worden, wo wir dann mit dem Boot in Richtung der "Islas de los Uros" gefahren sind. Ziemlich nah am Ufer (ungefähr 40min Bootsfahrt mit einem seeeeeeeeehr langsamen Boot) befinden sich die 90 Uros-Inseln. Dies sind Mini-Inseln, die aus Schilf gemacht sind, und deshalb "schwimmende Inseln" genannt werden. Die Menschen dort leben fast ausschließlich vom Tourismus. Sie zeigen den Besuchern ihre Häuser, stellen Kunsthandwerk her und bieten die Überfahrt zu anderen Inseln mit ihren traditionellen Booten an.




Der "Mercedes Benz" unter den traditionellen Booten - natürlich für die Touristen




Das beeindruckende an den Inseln ist, wie sie gebaut werden. Es werden die Wurzeln des Schilfs als Unterlage genommen, da diese eine geringere Dichte als Wasser haben und deshalb schwimmen. Darauf wird in verschiedenen Lagen Schilf gelegt. Unter jedem Haus gibt es außerdem nochmal eine extra Schicht Schilf. Ihr merkt jetzt schon: Schilf ist für die Menschen auf den Uros-Inseln sehr wichtig. Aber das ist noch nicht alles, komplett ihre Häuser, Schiffe und auch alles andere ist aus Schilf gemacht. Zudem dient es für die Menschen dort (und auch in Puno) als Lebensmittel. Schält man das untere Ende eines Schilf-Stängels, kann man das Innere essen.

Nach diesem - doch sehr touristischen - Stopp auf zwei der Uros-Inseln ging es dann für uns im Boot noch drei Stunden weiter.
Dann sind wir auf der Insel Amantaní angekommen. Dort wurden wir von unserer „Gastmama für einen Tag“ abgeholt und in unser Nachtquartier gebracht. Nach einer kleinen Stärkung ging es dann auch gleich los, die erste Wanderung stand auf dem Programm. Unser Ziel: Der höchste Punkt der Insel (4250m), die Opferstätte Pachatata, von dem aus wir den Sonnenuntergang anschauen sollten. Leider hat uns das Wetter ein bisschen einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn es war bewölkt. Trotzdem hatten wir einen super Ausblick auf den ganzen See und alle Ufer bis hin nach Bolivien.



Immer höher ...

Oben angekommen werden wir mit einem super Ausblick belohnt

Abends stand dann noch ein Highlight auf dem Programm: die Peña, die für alle Touristen organisiert wird. Dafür hat uns unsere Gastfamilie traditionelle Kleidung geliehen und wir sind, wie alle anderen, mit unseren Röcken und die Männer mit Ponchos und Mützen, auf das Fest und haben getanzt, getanzt und getanzt. Jeder Tanz begann in kleinen Grüppchen, doch geendet haben alle in nur einem großen Kreis.




Erschöpft, aber glücklich sind wir dann abends ins Bett gefallen und haben die stille genossen – keine Autos, kein Verkehr, einfach nur Stille, die auf der Insel herrscht.


Unsere "Gastfamilie für einen Tag"

Das Haus auf Amantaní, in dem wir geschlafen haben

Am nächsten Morgen sind wir gleich nach dem Frühstück mit dem Boot auf die nächste Insel weitergefahren: Taquile.
Auch dort sind wir bis ganz nach oben ins Dorf gelaufen, haben uns dort den Kunsthandwerkermarkt angeschaut und waren dann beim Mittagessen.




Mit unserer Gruppe haben wir uns dann so gut verstanden, dass wir uns nach der Tour gleich noch für den selben Abend zum Essen in Puno verabredet haben.

Am nächsten Morgen haben wir dann noch das Erscheinen der ersten Inkas aus dem Titicacasee angeschaut. Der Legende nach sollen die zwei ersten Inkas, Manco Cápac und Mama Ocllo, aus dem Titicacasee gekommen sein und sich dann Cusco ausgesucht haben um dort ihr Imperium aufzubauen. Dieses Erscheinen wird in Puno jedes Jahr am 5. November gefeiert. Dabei kommen symbolisch zwei Inkas mit ihrem Volk mit einem traditionellen Boot ans Seeufer und opfern am Ende einer Prozession ein Lamaherz an Pachamama (Mutter Erde).




Außerdem haben wir den bekannten Kunsthandwerkermarkt in Puno besucht. Leider waren von den uuuunzähligen Ständchen nur sehr wenige geöffnet. Trotzdem haben wir uns ein bisschen umgeschaut und die tollen selbstgemachten Pullis, Socken, Mützen, Taschen, Schals und und und bewundert.






Ihr seht also, wir haben ziemlich viel erlebt in den paar Tagen, die wir in Puno verbracht haben. Beeindruckt und nachdenklich zugleich über die Auswirkungen des Tourismus auf die Menschen, vor allem auf den Inseln, bin ich dann wieder in den Bus zurück nach Hause, nach Arequipa, gestiegen.

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