Sonntag, 7. Oktober 2012

Ein Monat Lehrerstreik

Am 5. September fing ging er los, der Streik, dann hieß es: huelga indefinida (unbefristeter Streik).
Damit hat sich auch mein Tagesablauf grundlegend verändert.

Da die Lehrer aller staatlichen Schulen, also auch unserer, nicht mehr in die Schule kommen, haben Anne und ich den ganzen Tag über alle Kinder, die kommen. Eigentlich sollen wir die Zeit nutzen um den Kindern Englisch und Computer beizubringen. Ist aber gar nicht so einfach, wenn man in der Klasse 15-20 Kinder im Alter zwischen 8 und 16 Jahren hat...
Ein weiteres Problem ist, dass mindestens die Hälfte der Kinder seit dem Streik nicht mehr in die Schule kommt, da sie z.B. zu Hause helfen müssen und das im diesem Fall wichtiger ist, als in die Schule zu gehen, wenn kein regulärer Unterricht stattfindet. So kommen leider auch jeden Tag immer weniger Kinder (letzte Woche insgesamt 12).
So heißt es also für mich die Kinder irgendwie sinnvoll zu beschäftigen, ohne viel neues in Englisch zu machen.
Anne und ich nutzen deshalb die Zeit mit den Kindern um Armbänder zu knüpfen, Computer-AG zu machen, Videos zu drehen und viele Spiele zu spielen.
Die Schule hört zwar während dem Streik früher auf, aber nach 1 Monat Galgenmännchen, Bingo, Memory usw. spielen, malen, Seilhüpfen etc. hoffe ich trotzdem, dass die Lehrer (die von einer ziemlich links radikalen Gewerkschaft angeführt werden) und die Regierung möglichst bald eine Lösung finden, damit alles wieder „normal“ weiterläuft.

Beim Fußballspielen
Computer-AG mit den 4.-6. Klässlern
Computer-AG mit den 1.-3. Klässlern
Beim Seilhüpfen


Update 1: Der Streik wurde von der Regierung als illegal erklärt (sie erhalten deswegen kein Geld für die fehlenden Stunden, müssen ihren Unterricht vermutlich im Januar, wenn normal Ferien sind, nachholen), die Lehrer streiken aber trotzdem weiter.
Update 2: Es gibt gute Nachrichten, anscheinend hat sich die Regierung mit einer Lehrerdelegation in Lima zusammengesetzt um über die Arbeitsbedingungen (und natürlich vor allem den Lohn) der Lehrer zu reden. Es ist also ein Ende des Streiks in Sicht!
Mal sehen, ob dann vielleicht schon nächste Woche die Lehrer wieder normal in die Schule kommen...


Noch als kleine Info: Nicht nur die Lehrer streiken gerade in Peru. Angefangen haben die Ärzte, durch einen Streik Druck auf die Regierung auszuüben, um mehr Lohn einzufordern. Gefolgt sind ihnen dann die Lehrer der staatlichen Schulen und auch die Dozenten und die Administration der staatlichen Universitäten schließen immer wieder die Uni und halten keine Vorlesungen. Es scheint, als ob der Streik eines der wirksamsten Mittel sei, um die peruanische Regierung unter Druck zu setzen und somit bessere Arbeitsbedingungen schaffen zu können.


Wer mehr über die Situation der Lehrer in Peru erfahren möchte:
http://www.infoamazonas.de/2012/10/01/peru-lehrergewerkschaft-sutep-seit-27-im-streik.html

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