Montag, 11. Februar 2013

Regenzeit


Den ganzen Morgen lag ich noch bei strahlendem Sonnenschein und schönstem Wetter ganz gemütlich in meiner Hängematte. Um die Mittagszeit zieht es dann langsam zu. Und am Abend, da ging es dann so richtig los:
Es hat geregnet, was nur vom Himmel herunter konnte, die Straßen wurden zu Flüssen, die Häuser (vor allem Keller) zu Schwimmbädern. Ich habe es nicht einmal mehr geschafft, in mein Zimmer zu gehen um Handy, Foto oder auch nur eine Jacke zu holen, ich habe beschlossen im trockenen Wohnzimmer zu bleiben. Wer das Glück hatte, irgendwo im Trockenen zu stehen, der ist dort auch geblieben. Vom Fenster aus konnte ich beobachten, wie die Leute draußen, die so schnell wie möglich nach Hause wollten, erst noch vorsichtig über die Pfützen gestiegen sind. Später aber dann waren aus den Straßen kniehohe Flüsse geworden, und die Menschen sind einfach nur durch gestapft, ob mit Gummistiefeln oder Sneakers – nass waren sie sowieso schon – nur noch so schnell wie möglich nach Hause.
Autos wurden in der Flut mitgerissen, ganze Straßen sind einfach weggebrochen, 6 Menschen sind gestorben (Stand 10.02.2013) und tausende verletzt.
Das war der erste große Regen in Arequipa im Jahr 2013, am 8. Februar. Die Peruaner meinten zwar: „Ha llovido fuerte, fuerte“ (Es hat sehr sehr stark geregnet), aber ganz so abwegig und unnormal scheint das hier dann auch nicht zu sein. Hier hat es schon oft stark geregnet, aber dieses Mal herrscht wirklich Ausnahmezustand.
Wir hatten Glück, unsere Zimmer haben vor der Türe einen kleinen Vorsprung, so dass nur wenig Regen in mein Zimmer eingedrungen ist, und die Haustüre haben wir mit Plastikfolien verriegelt. Aber die tiefsten Ebenen in Arequipa werden wohl die sein, denen der Regen am meisten Schaden zugerichtet hat. Im Moment sind zahlreiche Straßen auf Grund von Aufräumarbeiten und Reparaturen gesperrt. Doch jeden Nachmittag fängt es wieder an zu regnen und die Menschen hier schließen sich aus Angst in ihren Häusern ein, Sandsäcke liegen vor Hofeinfahrten, Haustüren ...
Eins ist klar: Die Regenzeit ist hier in Arequipa angekommen. Können wir nur hoffen, dass der stärkste Regen hiermit auch schon durch ist und die Menschen jetzt wieder aufatmen können.


Ich selbst habe an diesem Tag keine Bilder gemacht, wen es trotzdem interessiert, wie Arequipa während und nach dem Regen ausgesehen hat:

Dienstag, 5. Februar 2013

Schuljahresende und Weihnachten



(ein Nachtrag)

Promoción del 6to grado
Ein Schuljahr geht zu Ende. Das heißt hier in 
Peru, wie auch in Deutschland, dass es eine Abschlussklasse gibt, die ab nächstem Schuljahr nicht mehr auf der Schule sein wird. Diese ist an Grundschule die 6. Klasse, da diese in Peru 6 und nicht nur 4 Jahre geht. Zum Abschluss der Grundschule gibt es hier nicht nur irgendein Grillfest sondern eine richtige Promoción, so eine Art kleiner Abiball. Die Schüler sind alle schick gekleidet, die Mädchen im eleganten Kleid, die Jungs im Anzug, und kommen mit ihren Eltern in die Schule. Schon mittags haben sie angefangen mit ihrer Lehrerin das Klassenzimmer zu dekorieren und alles für den Abend vorzubereiten.
Am Abend dann gab es viel Bier für die Erwachsenen, Süßigkeiten und Saft für alle. Es wurde viel getanzt und zum Abschluss wurde den Schülern ein „Heppy börsday“ gesungen (meiner Meinung nach ein bisschen komisch, es hat ja niemand Geburtstag, scheint hier aber irgendwie Tradition zu sein ;)). Danach haben sie dann ganz traditionell eine Torte ins Gesicht bekommen.
So musste ich mich also mit diesem Schuljahr auch von meinen 6.-Klässlern verabschieden, die ich in Englisch, Computer und Schwimmen unterrichtet habe.







Weihnachten in der Schule
Eine etwas andere Weihnachtsfeier …
Am vorletzten Schultag vor den großen Sommerferien (Peru liegt auf der Südhalbkugel, deswegen ist hier Sommer wenn in Deutschland Winter ist) gab es in der Schule Villa Independiente eine große Weihnachtsfeier für alle Schüler, einschließlich des Kindergartens.

Hierzu müsst ihr wissen, dass es in Peru viele reiche Familien gibt, die meist einmal im Jahr – an Weihnachten – etwas spenden oder Gutes tun wollen. Und das machen die meisten mit einer Chocolatada in den ärmeren Stadtvierteln, vor allem für Kinder.
Sie kommen dann mit ihren Autos in die Viertel gefahren und haben im Kofferraum einen riesen Topf voll heißer Schokolade, ganz viel Panetón (ein typisch peruanisches Weihnachtsgebäck aus Hefeteig mit getrockneten Früchten) und tausenden von Geschenken, damit auch für jedes Kind etwas dabei ist. Entweder sie halten dann direkt auf der Straße und die Kinder stellen sich in einer schönen Schlange vor dem Auto auf, oder sie fahren eben in Schulen oder andere Orte, wo sie die Kinder antreffen.

Und genau das war an unserer Schule der Fall. Eine ganze Familie (und das sind hier nicht nur 4 Personen, sondern 15) kam an diesem Donnerstag vor den Ferien in die Schule, hat die Zutaten für heiße Schokolade mitgebracht, Panetón und ganz viele Geschenke. Während wir in der kleinen Schulküche die Schokolade zubereitet haben, haben sich einige der Familie umgezogen und als Clowns die Kinder (und auch die Eltern und Lehrer) mit Spielen und Witzen unterhalten.

Ganz am Ende war es dann soweit: die Kinder sind alle in ihre Klassenzimmer und haben gewartet … auf wen oder was? Natürlich auf Papa Noel, den Weihnachtsmann!
Und der kam dann auch tatsächlich mit seinen Gehilfen von Klassenzimmer zu Klassenzimmer mit einem riesen Geschenk für jeden.

Mir persönlich erschien diese Aktion am Anfang ein bisschen heuchlerisch. Einmal im Jahr etwas Gutes tun um ein besseres Gewissen zu haben, ist das wirklich das Richtige?
Doch nachdem ich die fröhlichen Kindergesichter gesehen habe, jedes glücklich mit seinem eigenen Spielzeug in der Hand … Und nachdem mir ein Kind erzählt hat, dass es bei ihnen zu Hause kein Weihnachten gibt, weil seine Mama nicht genug Geld hat um allen ihren Kindern ein Geschenk zu kaufen, es nicht einmal weiß wann es Geburtstag hat, weil das bei ihnen zu Hause nicht gefeiert wird … Da habe ich mir gedacht: Warum eigentlich nicht? Die Kinder macht es zumindest einmal im Jahr glücklich, die Reicheren denken an die Menschen, denen es nicht so gut geht, und das an Weihnachten, dem Fest der Liebe. Warum denn nicht?
Ob das jetzt Richtig ist oder nicht sei einmal dahin gestellt, da kann sich jeder selbst Gedanken darüber machen. Für mich war es auf jeden Fall wunderschön zu sehen, wie sich die Kinder gefreut haben und so haben auch wir unsere Schüler mit einem kleinen Geschenkchen – einem Stift (von der Partnerschule, dem RBG) und einer Weihnachtskarte (von uns) für jeden – in die Ferien verabschiedet.


…und im Comedor
Auch im Comedor hatten wir eine kleine Weihnachtsfeier geplant. Wir hatten uns Spiele überlegt und für jedes Kind ein kleines Päckchen mit Süßigkeiten und einem Esslöffel (viele Kinder kommen ohne Löffel in den Comedor und essen dann entweder mit einem Löffel oder Messer aus dem Comedor oder mit den Händen) gepackt, als Geschenk vom RBG. Außerdem hatten wir kleine Preise für die Gewinner der Spiele.
Doch dann kam alles ganz anders. Da der letzte Tag vor den Ferien im Comedor auf den 21. fiel und das gleichzeitig auch Annes Geburtstag ist, hat sich unser Zeitplan „ein bisschen“ verschoben. Nach dem Essen hat sie von den Müttern eine Torte (ins Gesicht) bekommen und alle haben ein kleines Stückchen davon bekommen. Danach war es auch schon ziemlich spät und die Kinder wollten alle nur ihre Geschenke und dann nach Hause, also nichts mit Spielen… Also haben wir kurzerhand eine kleine Bescherung für alle Kinder gemacht, ihnen die Weihnachtsgeschenke vom RBG und unsere Weihnachtskarten überreicht, und dann war auch schon alles vorbei. Die Kinder sind nach Hause, wir sind auf einer Kiste Kekse sitzen geblieben, die wir dann im Endeffekt den Müttern mit einem kleinen Geschenkchen überreicht haben.
Alles nicht so wie geplant, aber trotzdem schön. Statt Weihnachten haben wir an diesem Tag einfach Annes Geburtstag gefeiert ;)



Montag, 4. Februar 2013

Eine spannende Reise nach Bolivien

Am 11. Januar bin ich mitten in der Nacht aufgebrochen – alleine nach Bolivien.
Warum denn das? Nach Bolivien, ganz einfach: Weil da mein Zwischenseminar war.
Alleine: Naja, weil Anne krank war und nicht reisen konnte.


So stieg ich dann also alleine in den Bus von Arequipa nach La Paz. Die erste kleine Hürde: der Grenzübergang von Peru nach Bolivien. Ziemlich unübersichtlich und bürokratisch. Zuerst aus Peru ausreisen, dann zu Fuß über eine kleine Brücke gehen um dann in Bolivien einreisen zu können. Trotzdem war das im Endeffekt kein Problem und meine Fahrt ging dann noch 3 Stunden weiter nach La Paz. Dort angekommen hatte ich dann ein etwas größeres Problem, denn das Zwischenseminar war nicht in La Paz sondern in der Hauptstadt Boliviens, in Sucre. Und da musste ich am nächsten Tag auch schon sein. Eigentlich kein Problem, habe ich mir gedacht, von so einer riesen Stadt wie La Paz werden doch wohl einige Busse in die Hauptstadt fahren, die auch gar nicht mal so weit weg ist (eine Nachtfahrt, also ungefähr 12 Stunden). Doch es gab gar nicht einmal so viele flotas, die nach Sucre fahren. Glücklicherweise habe ich dann aber noch den letzen Platz in einem Bus cama, also Schlafbus, bekommen und konnte dann abends los, sodass ich am nächsten Morgen dort war. Leider aber schon um 7 Uhr … Was tu ich nur so lang alleine, wo kann ich meine Sachen abstellen, wo duschen, ich bin ja schließlich schon fast 2 Tage unterwegs … ? Da habe ich gar nicht so lange überlegt und mal schnell zwei andere Freiwillige, die schon ein paar Tage zuvor in Sucre verbracht haben, aus dem Bett geklingelt und mich zu ihnen ins Hostel eingeladen ;) (Danke nochmal!).
Danach lief alles ganz nach Plan, gegen Mittag sind wir dann in das Haus, in dem das Zwischenseminar stattfand.

Erst einmal war es toll wieder mal ganz viele Deutsche um sich herum zu haben, die einfach verstehen, wie ich mich fühle und wie es mir geht. Und dann natürlich die Freiwilligen wieder zu treffen, die ich auf den Vorbereitungsseminaren schon kennengelernt habe. Insgesamt waren wir dann also 26 Freiwillige und 3 Teamer, die unser Seminar geleitet haben.
Wir hatten Zeit unser letztes halbes Jahr zu reflektieren, Lösungen für unsere Probleme zu suchen und uns zu überlegen, wie das nächste halbe Jahr weiter gehen soll.
Ich fand es erschreckend, dass viele Freiwillige richtig schlimme Probleme haben. So ist mir für mich noch einmal bewusst geworden wie wohl ich mich hier in Peru fühle, dass ich froh sein kann, eine so nette Gastfamilie zu haben und in der Arbeit so respektiert zu werden.
Was für mich außerdem auf diesem Zwischenseminar sehr wichtig war, war, mich mit anderen auszutauschen. Mit anderen Freiwilligen, die einen zum einen sehr gut verstehen, zum anderen aber doch eine etwas neutralere Sicht auf das Projekt haben. Hierzu hatten wir vor allem am vorletzten Tag des Seminars die Gelegenheit. Denn wir haben noch eine kleine Wanderung in ein super schönes Tal mit Wasserfällen gemacht und so genügend Zeit mit den anderen zu sprechen. Doch auch so hatten wir während des ganzen Seminares sehr viel Spaß alle zusammen, wir haben Abends zusammen gespielt, einen Grillabend gemacht, waren in einer Karaoke-Bar …


So habe ich für mich das Zwischenseminar mit vielen positiven Eindrücken und vielen neuen Begegnungen wieder in Richtung Arequipa verlassen – dieses Mal nicht allein. Denn ich bin mit zwei anderen Freiwilligen noch einen Tag in La Paz geblieben – zum Einkaufen. „Dank“ Inflation ist in Bolivien nämlich nochmal alles um einiges günstiger als in Peru.
Und auch von La Paz nach Arequipa war ich dieses Mal, dank meiner neuen Bekanntschaften vom Seminar, zum Glück nicht mehr alleine.
Trotzdem, dass es mir super gut tat, mal wieder unter anderen Freiwilligen und Deutschen zu sein, habe ich mich dann am Ende aber doch auch riesig darauf gefreut wieder nach Hause zu kommen.