Dienstag, 30. Oktober 2012

¡¡¡Va a llover!!!


Heute Morgen um ca. halb 12 in der Schule:
Es ist ganz normaler Unterricht bis plötzlich ein lauter Donnerschlag zu hören ist. Und auf einmal stehen alle Kinder im Pausenhof, rennen vor Freude wild durcheinander und alle schreien: „¡Va a llover, va a llover!“ („Es wird regnen, es wird regnen!“).
Und tatsächlich, ein paar Augenblicke später fängt es an zu tropfen. Allerdings war der „Regen“ dann nach gefühlten 10 Tropfen auch schon wieder vorbei. Egal - die Kinder waren glücklich („¡Ay, cómo me gusta la lluvia!“ – „Ach, wie sehr ich doch den Regen mag!“) !

Für alle, die jetzt nicht verstehen, warum die Kinder über 10 Tropfen Regen so glücklich sind, eine kleine Hintergrundinformation:
Arequipa wird auch als „die Stadt des ewigen Frühlings“ bezeichnet. Hier ist es fast das ganze Jahr über sonnig und es hat um die 20°C. Im peruanischen Sommer (also dann, wenn in Europa Winter ist) beginnt dann in Arequipa die Regenzeit, normalerweise gegen Anfang Dezember. Die Regenzeit dauert dann ungefähr 3 Monate an – den Rest des Jahres ist es trocken und es fällt kein Tropfen Regen.
Da kann man dann die Freude der Kinder über einen Regentropfen doch verstehen, oder?

Der aufmerksame Leser hat es aber wahrscheinlich schon bemerkt – ich habe geschrieben, dass die Regenzeit meistens Anfang Dezember beginnt. Ja, heute haben wir den 30. Oktober… Die letzten Tage war es schon immer bedeckt und die Sonne kam nur ab und zu hinter den Wolken hervor. Und heute dann der Donnerschlag mit ein paar Regentropfen.
Es wird dieses Jahr also wahrscheinlich deutlich früher anfangen zu regnen. Die Menschen hier gehen aber trotzdem davon aus, dass die Regenzeit deshalb nicht früher aufhören, sondern wie gewohnt bis in den März hinein andauern wird. Dies ist eine Folge des Klimawandels, die die Menschen hier in Arequipa zu spüren bekommen.
(Durch den Klimawandel ist es hier z.B. außerdem, v.a. tagsüber, viel wärmer geworden, als es früher war, und die Sonne brennt oft unbarmherzig vom Himmel herunter.)

Man darf also gespannt sein, wann es dann mit dem Regen wirklich losgeht und was die verlängerte Regenzeit für Auswirkungen auf die Menschen hier hat – ich halte euch auf dem Laufenden! ;) 

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Update Lehrerstreik

Letzten Dienstag, den 9. Oktober, sind alle Lehrer unserer Schule wieder zum Unterrichten zurückgekommen. Der Streik ist beendet. Der radikale Flügel der Lehrergewerkschaft SUTEP streikt dennoch weiter, da nicht alle Forderungen der Lehrer erfüllt wurden.

Die Lehrer müssen jetzt aber den Unterricht des ganzen Monats, in dem sie gefehlt haben, nachholen. Das heißt für mich, dass ich im Moment ein bisschen weniger Englisch unterrichten kann. Da wir aber mit den Kids den kompletten letzten Monat verbracht haben, ist das nicht weiter schlimm und Anne und ich bereiten jetzt während den Stunden, in denen wir keinen Unterricht haben, einige Dinge vor, schreiben Weihnachtspost usw. ;)

Ein kleiner Teil dessen, was wir mit den Schülern während dem Streik so alles gemacht haben...

Ganz viele selbstgeknüpfte Armbänder

Sonntag, 7. Oktober 2012

Ein Monat Lehrerstreik

Am 5. September fing ging er los, der Streik, dann hieß es: huelga indefinida (unbefristeter Streik).
Damit hat sich auch mein Tagesablauf grundlegend verändert.

Da die Lehrer aller staatlichen Schulen, also auch unserer, nicht mehr in die Schule kommen, haben Anne und ich den ganzen Tag über alle Kinder, die kommen. Eigentlich sollen wir die Zeit nutzen um den Kindern Englisch und Computer beizubringen. Ist aber gar nicht so einfach, wenn man in der Klasse 15-20 Kinder im Alter zwischen 8 und 16 Jahren hat...
Ein weiteres Problem ist, dass mindestens die Hälfte der Kinder seit dem Streik nicht mehr in die Schule kommt, da sie z.B. zu Hause helfen müssen und das im diesem Fall wichtiger ist, als in die Schule zu gehen, wenn kein regulärer Unterricht stattfindet. So kommen leider auch jeden Tag immer weniger Kinder (letzte Woche insgesamt 12).
So heißt es also für mich die Kinder irgendwie sinnvoll zu beschäftigen, ohne viel neues in Englisch zu machen.
Anne und ich nutzen deshalb die Zeit mit den Kindern um Armbänder zu knüpfen, Computer-AG zu machen, Videos zu drehen und viele Spiele zu spielen.
Die Schule hört zwar während dem Streik früher auf, aber nach 1 Monat Galgenmännchen, Bingo, Memory usw. spielen, malen, Seilhüpfen etc. hoffe ich trotzdem, dass die Lehrer (die von einer ziemlich links radikalen Gewerkschaft angeführt werden) und die Regierung möglichst bald eine Lösung finden, damit alles wieder „normal“ weiterläuft.

Beim Fußballspielen
Computer-AG mit den 4.-6. Klässlern
Computer-AG mit den 1.-3. Klässlern
Beim Seilhüpfen


Update 1: Der Streik wurde von der Regierung als illegal erklärt (sie erhalten deswegen kein Geld für die fehlenden Stunden, müssen ihren Unterricht vermutlich im Januar, wenn normal Ferien sind, nachholen), die Lehrer streiken aber trotzdem weiter.
Update 2: Es gibt gute Nachrichten, anscheinend hat sich die Regierung mit einer Lehrerdelegation in Lima zusammengesetzt um über die Arbeitsbedingungen (und natürlich vor allem den Lohn) der Lehrer zu reden. Es ist also ein Ende des Streiks in Sicht!
Mal sehen, ob dann vielleicht schon nächste Woche die Lehrer wieder normal in die Schule kommen...


Noch als kleine Info: Nicht nur die Lehrer streiken gerade in Peru. Angefangen haben die Ärzte, durch einen Streik Druck auf die Regierung auszuüben, um mehr Lohn einzufordern. Gefolgt sind ihnen dann die Lehrer der staatlichen Schulen und auch die Dozenten und die Administration der staatlichen Universitäten schließen immer wieder die Uni und halten keine Vorlesungen. Es scheint, als ob der Streik eines der wirksamsten Mittel sei, um die peruanische Regierung unter Druck zu setzen und somit bessere Arbeitsbedingungen schaffen zu können.


Wer mehr über die Situation der Lehrer in Peru erfahren möchte:
http://www.infoamazonas.de/2012/10/01/peru-lehrergewerkschaft-sutep-seit-27-im-streik.html