Montag, 12. August 2013

Abschied und Ankunft – Meine letzte Zeit in Peru und die erste wieder in Deutschland

Wo gehöre ich hin? Wo will ich sein, wo will ich bleiben?

Immer noch bin ich in Peru, doch es steht ein Abschied nach dem Anderen an und mit Gedanken bin ich auch immer öfter schon in Deutschland.

Ich freue mich schon wieder riesig darauf, nach Hause zu kommen, aber andererseits geht es mir hier so gut und ich will noch gar nicht weg. Und trotzdem weiß ich: Mein Jahr hier ist vorbei und es heißt Abschied nehmen.
 
Zuerst einmal der Abschied in der Grundschule Villa Independiente, in der ich das ganze letzte Jahr je 4 Tage die Woche gearbeitet habe. Doch leider läuft dieser Abschied nicht ganz so, wie ich mir das gewünscht habe. Leider fällt mein Abschied genau auf den „Día del Logro“ (siehe Blogeintrag vom ), an dem alle Klassen zeigen, was sie im letzten Halbjahr gelernt haben. So habe ich leider nur sehr sehr wenig Zeit, mich von den Schülern und Lehrern zu verabschieden. Das finde ich sehr schade …
 
Der nächste Abschied findet im Comedor statt. Ein ganz normaler Tag – das ganz normale Chaos. Und irgendwie kommt es mir nicht so vor, als ob es mein letzter Tag hier wäre, genauso wenig wie in der Schule…

Dann habe ich erst einmal noch 3 Tage frei und kann diese nutzen um noch letzte Mitbringsel zu kaufen, noch ein letztes Mal durch die Stadt zu schlendern und natürlich um meine „Despedida“, mein Abschiedsfest, zu planen.

Und am Freitag ist es dann soweit. Nachdem ich den ganzen Tag von einem Laden in den nächsten renne und dann die restliche Zeit in der Küche verbringe, habe ich mit allen meinen Freunden, die ich hier in Peru kennen gelernt habe, einen super schönen Abend mit viel zu viel Pizza und eine lange letzte (Tanz-)Nacht.


Und jetzt, wo ich die Bilder von meiner Wand abmache, einen fast vollen Koffer in meinem Zimmer stehen habe und weiß: Heute Mittag geht mein Flieger. Da fühlt sich das schon ganz schön komisch an.

Und mit einem lachenden und einem weinenden Auge (na gut, vielleicht haben ab und zu auch mal beide geweint) sitze ich dann auch schon im Flugzeug und sehe Arequipa (vorerst einmal) ein letztes mal von oben. (-Aber natürlich erst, nachdem die Drogen-Polizei einmal seeeeehr ausführlich und ganz gründlich unseren Koffer durchsucht hat.-)

Und jetzt bin ich tatsächlich weder schon ganz weg aus Peru, noch bin ich schon in Deutschland angekommen – nicht mir mit den Gedanken, sondern ganz in echt.
 
 
 

Nachdem ich dann meinen Anschlussflug von Amsterdam nach Stuttgart verpasse, komme ich dann doch abends noch gut an und werde von meinen Eltern und meinem Bruder am Flughafen mit einem Willkommens-Plakat begrüßt.

Und als ich dann nach Hause komme und in mein Bett liege dann denke ich mir: War ich wirklich ein Jahr lang weg? Habe ich so viel Neues erlebt? Und kann ich jetzt einfach so wieder zurück kommen und alles geht so weiter, wie es vor einem Jahr aufgehört hat?

Und bis jetzt muss sich sagen: ja. Mir geht es weiterhin noch so, dass ich nicht das Gefühl habe, ein Jahr weggewesen zu sein. Aber trotzdem weiß ich, dass trotzdem nicht alles so weiter geht wie es ausgehört hat.

Ich habe meinen Studienplatz bekommen, habe mich jetzt auch schon eingeschrieben und habe auch schon eine super schöne Wohnung gefunden und der Mietvertrag ist auch schon unterschrieben.

 

Und so bleibt der Gedanke: Wie wäre es, noch in Peru zu sein? Und werde ich mich jetzt hier schnell und gut wieder einleben können? Doch trotzdem weiß ich, dass ich immer jemand haben werden, an den ich mich wenden kann und dass hier in Deutschland mein Leben jetzt wieder (wieder ganz normal?! – falls das irgendwie geht, wenn man ein so prägendes Jahr verbracht hat) weitergeht – wenn auch ganz anders.

 


 

Ja, meine Lieben. Das war es denke ich erstmal mit meinen Blog. Vielen, vielen Dank, dass ihr meine Einträge so fleißig mit verfolgt habt. Und 1000-Dank für all die Kommentare, Nachrichten und allem, was ich von euch (mit)bekommen habe!!!

 

Eure Lara

Donnerstag, 18. Juli 2013

Der Countdown läuft…

Seit genau einem Jahr bin ich hier. Und das Jahr ist so schnell vergangen, aber andererseits habe ich so viel erlebt, dass ich gar nicht glauben kann, dass das alles in nur ein Jahr passt.

Und jetzt geht es für mich auch schon in 10 Tagen wieder nach Hause und ich stecke mittendrin ein einem kleinen Gefühlschaos. Ich freue mich riesig wieder nach Hause zu kommen, ich möchte hier nicht weg, bin traurig, unsere Nachfolgerinnen sind schon da und zu wissen, dass die Arbeit und mein Leben hier in Arequipa für mich damit jetzt aufhört ist einfach nur komisch. Und was passiert danach ... ?

Ja, mir bleiben noch 10 Tage, was werde ich da machen?! Zwischen Abschiedsgeschenken basteln, meinem Abschiedsfest planen, gewohnte Dinge noch einmal zu tun, die restliche Zeit genießen, mich nochmal mit meinen Freunden zu treffen, die Kinder noch einmal ganz bewusst in den Arm zu nehmen – und gleichzeitig zu versuchen meinen Alltag weiter zu leben… Ganz schön viel auf einmal, oder?


Aber trotzdem - ich bin mir sicher: Es ist es gut, so wie es ist!

Samstag, 6. Juli 2013

Ein Versuch, auf 5822m Salsa zu tanzen

Am Samstag ging er los, unser langgeplanter „Ausflug“ auf den Misti. Um 8 Uhr morgens trafen wir uns mit der ganzen Gruppe, die den Versuch starten wollten, den 5822m hohen Vulkan, das Wahrzeichen Arequipas, zu erklimmen. Etwa 1 ½ Stunden später, die wir in einem 4x4, aus der Stadt hinaus, in Richtung der Südseite des Misti, verbracht haben, stehen wir da – mit riesigen Rucksäcken, Zelten, Isomatten, Schlafsäcken, ganz viel Kleidung und 5l Wasser pro Person. Alle noch guter Dinge starteten wir in Richtung Gipfel.

Ich hatte mir schon im Voraus Tabletten gegen die Höhenkrankheit gekauft, da ich wusste, dass es mir bei zunehmender Höhe immer schlechter geht. Und einigermaßen gut trainiert machte ich mich dann mit den anderen an den Aufstieg. Für den ersten Tag hieß es: 5 Stunden Aufstieg bis zum zweiten Basislager auf etwa 4700m. Das ergibt bei einem Ausgangspunkt von 3400m genau 1300 Meter Höhenunterschied zu bekämpfen.


Nachdem sich zu Beginn noch alle locker unterhalten hatten, wurde es schon bald ruhig und allen wurde klar, dass sie sich ihre Kräfte einteilen müssen, wenn sie oben ankommen wollen. Den Blick auf die Fersen des Vordermanns gerichtet bewältigten wir steile Anstiege auf Sand, Steinen und über Felsen. Doch die regelmäßigen Pausen, die uns unsere Guides vorgaben, erlaubten es uns wieder neue Kräfte zu sammeln und auch die tolle Natur zu bestaunen, in der wir unterwegs waren.


Immer wieder ging mir durch den Kopf: Warum machst du das eigentlich? Warum willst du so etwas Extremes ausprobieren? Für was willst du dich quälen? Was reizt dich daran, mit etwa 18kg auf dem Rücken 2400 Höhenmeter aufzusteigen und das nicht von Meereshöhe, sondern von einem Ausgangspunkt, der schon auf 3400m liegt? Warum mache ich das???
Und ich muss ganz ehrlich sein, in all der Zeit ist mir keine Antwort in den Kopf gekommen. Ich wusste nur: Ich will es unbedingt schaffen! Ich will Arequipa von oben sehen! Und das Gefühl, etwas Neues auszuprobieren und seine Grenzen auszutesten reizt dann doch!

Während des ganzen Tages fiel mir auf, dass es mir erstaunlich leicht fiel zu laufen. Ich spürte klar Anstrengung, aber nicht, dass ich bei jedem Schritt kämpfen musste.
Doch je höher wir kamen, desto mehr spürte ich Schwindel und später dann auch Übelkeit – trotz der Tabletten, die ich präventiv genommen hatte.



Trotz allem kamen wir dann alle gegen 16.00 Uhr gut im Basislager an. Dann hieß es, Zelte aufbauen und eine kleine Siesta halten, bevor es dann das von den Guides gekochte Abendessen gab. Wir bekamen eine leckere Semola-Suppe und Spagetti mit Thunfisch bzw. Käse. Und dann ging die Sonne unbeschreiblich schön unter und im nächsten Augenblick wurde es bitterkalt und wir zitterten noch trotz sämtlichen Schichten, die wir trugen, und mehr oder weniger guten Jacken und Schneehosen. Deshalb machten wir uns dann auch direkt nach dem Essen und einiges Fotos von Arequipa bei Nacht auf ins Zelt. Und auch, weil es für den nächsten Morgen hieß, um 1 Uhr aufzustehen, um die zweite Hälfte bis zum Krater aufzusteigen.



Doch schon bald machte sich bei mir ein starker Kopfschmerz und Übelkeit breit und ich befürchtete schon, dass ich es nicht schaffen würde, noch weiter aufzusteigen.
Und genau dies war dann auch nachts, als wir geweckt wurden, der Fall. Trotz dem, dass wir 2 Guides dabei hatten, hab ich beschlossen nicht aufzusteigen. Denn ich wollte dann nicht, dass andere wegen mir wieder mit absteigen müssen und ich ihnen so eventuell das Erlebnis nehme, den Krater zu erreichen (denn die Guides meinten, es müssen mindestens 3 Personen absteigen, wenn es einem schlecht geht, der andere Guide muss dann mit der ganzen Gruppe nach oben).

So zogen 7 aus unserer Gruppe los, 3 mussten sich der Höhe geschlagen geben und blieben im Zelt. Und bei mir machten sich Enttäuschung, Traurigkeit, Wut, Unverständnis und vieles mehr breit … Zusätzlich lag ich dann noch allein im Zelt und konnte kein Auge zu tun, weil es einfach nur bitterkalt war und ich trotz viel Kleidung und 2 Schlafsäcken einfach nicht mehr aufhören konnte zu zittern und zu frieren.
Klar wusste ich, dass es nicht leicht werden würde, dass 5800m echt verdammt hoch sind. Und trotzdem habe ich geglaubt, dass ich es schaffen würde.

Doch dann kamen auch schon bald die anderen wieder, und ich wusste, dass auch sie es nicht geschafft haben, auch sie mussten sich damit abfinden, dass in dieser Höhe die Luft einfach sehr dünn und bitterkalt ist.

Und bald packten wir dann auch unsere Zelte zusammen, stopften alles Übriggebliebene in unsere Rucksäcke, tanzten die „Rueda Cubana“, die wir eigentlich ganz oben auf dem Gipfel tanzen wollten im Basiscamp, und machten uns an den Abstieg.
Zwei Stunden blieben uns noch auf dem Misti während dem Abstieg, teilweise riesen Sandfelder hinunterrennend, dann wieder den steinigen Weg verfolgend, den wir am Tag zuvor aufgestiegen sind. Und mir ist noch einmal ganz deutlich geworden, wie sich die Natur auf diesen 1300 Höhenmetern verändert: von Eis und Schnee über Felsen, steinig-sandigen Untergrund, große Sandfelder, trockene Gräser, kleine Büsche, erste Bäume, Blumen … unglaublich schön!


Ja, und dann kamen wir am 4x4 an, der uns wieder zurück nach Arequipa brachte und unser kleiner Ausflug war vorbei – ohne, dass wir oben angekommen sind. Aus dem Versuch blieb ein Versuch. 
Und trotzdem habe ich so viel Schönes gesehen. Unglaublich, wie klein Arequipa ist, wenn man es von so weit oben anschaut. Und wie nah die Sterne scheinen. Und dass so viele Tiere noch auf dieser Höhe leben. Und und und …

Freitag, 31. Mai 2013

Ein Wochenendausflug nach Copacabana - Eindrücke in Bildern

Nach 9h Fahrt und einer Stunde Aufstieg ... Copacabana von oben

Früh am Morgen geht es los, mit dem Boot auf die Isla del Sol

Mit herrlichen Aussichten ...

... wird jeder belohnt, der die 3-stündige Wanderung vom Norden in den Süden der Insel auf über 4000m auf sich nimmt.


Tolle Strände, leider hat das Wasser nur knapp 6°C

Eine Familie macht Adobe, also Lehmziegelsteine, um Häuser auf der Insel zu bauen

Toller Kontrast zwischen dem tiefblauen Titicacasee und den Gletschern im Hintergrund


Bevor es dann wieder zurück über die bolivianische Grenze nach Peru geht...

Dienstag, 21. Mai 2013

Muttertag – alles unter dem Zeichen „Feliz día, mamá!“



Vorletzten Sonntag war Muttertag. Und der wird hier in Peru so richtig groß gefeiert. Schon vor mehr als 3 Wochen haben die Vorbereitungen angefangen. Auf den Straßen waren Banner zu sehen, auf denen den Mamas Perus alles Gute gewünscht wurde, in den Läden gab es Luftballons, Karten, Tüten und viele andere Geschenke zu kaufen und in den Schulen haben sich die Lehrer und Kinder auf den großen Tag der Mama vorbereitet.

In Villa Independiente sowie in so ziemlich allen anderen Schulen auch, gab es eine Muttertagsfeier in der Schule. Die Kinder haben mit einem Lehrer je klassenweise einen traditionellen Tanz sowie mit dem Sportlehrer einen „Drill“ einstudiert.
Anne und ich haben mit den Schülern die englischen Lieder, die sie schon kennen, vorbereitet.

Und am Donnerstag war es dann soweit. Der große Tag war da, die traditionelle Kleidung für die Tänze der Kinder ausgeliehen und die Schule geputzt und schön dekoriert – alles für die Mütter der Kinder.
Alle Mütter, die Zeit hatten und nicht arbeiten mussten, kamen mehr oder weniger pünktlich um 10 Uhr in die Schule und dann ging es auch schon los. Die Kinder, die einen „offiziellen Posten“ in der Schule haben (wie zum Beispiel Schulpolizei, Rotes Kreuz usw. – Posten, wie es an deutschen Schulen einen Klassensprecher, ein Tagebuchdienst etc. gibt) mussten ihren Schwur leisten, für den extra ein Polizist an die Schule gekommen ist.


Danach hieß es alle Kinder so schnell wie möglich umzuziehen, damit die Vorführungen beginnen konnten.
Angefangen mit den Kleinsten aus dem Kindergarten, über die 1. und 2. Klasse sowie die 3. und 4. Klasse, die jeweils zusammen unterrichtet werden, bis zu den Großen aus der 5. Klasse und 6. Klasse haben alle getanzt und eine tolle Vorführung geboten.  Zwischendurch gab es dann ab und zu noch ein kleines Muttertagsgedicht der Kinder für ihre Mütter.




Danach kam dann der „Drill“ des Sportlehrers und zum Abschluss haben die Kinder dann ihre englischen Lieder vorgetragen.


Alles in Allem war es echt ein schöner Tag, die Kinder haben sich eine riesen Mühe gegeben und den Mütter haben die Aufführungen ihrer Kinder gefallen.
Mit einem kleinen Geschenk in Form eines Essens wurden die Mütter dann von den Lehrern und der Rektorin verabschiedet.




Am Freitag ging die Feier dann weiter – in La Mansión. Dort unterrichte ich ja nicht an der Schule, gehe aber freitags immer in den Comedor. Normalerweise kochen die Mütter dort morgens, damit ihre Kinder dann ein Mittagessen bekommen. Da aber an diesem Tag die Muttertagsfeier in der Schule in La Mansión war konnten sie natürlich nicht kochen. Kurzerhand wollten die Mütter den Comedor für diesen Tag dann schließen – aber da hatten wir dann auch gleich eine andere, bessere Idee: Warum den Comedor schließen, wenn doch auch Deisi (die Ernährungswissenschaftlierin) und ich kochen könnten? (Anne war in der Schule mit eingespannt.) Gesagt, getan. Mehr oder weniger gut vorbereitet haben wir uns am Freitagmorgen getroffen und los ging es.
Gemüse schneiden, Hühnchen kochen und und und. Am Ende kam dann ein leckeres Gericht dabei raus – Reis mit Hühnchen und Gemüse in einer chinesischen Soße. Und ich muss echt sagen, das Essen war gut und die Kinder haben schnell alles aufgegessen gehabt – obwohl das mit dem Gemüse immer so eine Sache ist, genauso wie in Deutschland eben auch.
Unseren ersten Kochversuch für über 50 Kinder können wir also guten Gewissens als gelungen bezeichnen. Doch habe ich auch echt bemerkt, dass es richtig anstrengend ist für so viele Kinder zu kochen und die Mütter gehen dann nach dem Essen nicht etwa wie wir nach Hause, nein, sie müssen dann auch noch alles spülen – ohne fließend Wasser wohlbemerkt.




Und dann kam der Sonntag, der wirkliche Muttertag, an dem alle bei ihren Familien sind, fast kein Verkehr auf der Straße ist und jeder alle seine Bekannten, Freunde und Verwandte anruft, die Mütter sind.
So haben auch wir den Tag mit der (Groß-)Familie verbracht und hatten ein leckeres Mittagessen und einen netten Nachmittag.

Montag, 29. April 2013

„Man lernt Dinge erst richtig zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat.“


(Warm-)Wasser:
Ich stehe im Bad, bereit zum Duschen, drehe den Hahnen auf und
  •     „Sch****, kein Wasser“. Okay, also wieder anziehen und hoffen, dass das Wasser innerhalb der nächsten Stunden wieder aufgedreht wird. Sowas wie Benachrichtigungen, wann das Wasser abgestellt wird, gibt es hier nicht…
  •        „Ahhhhh, das Wasser ist so richtig kalt.“ Naja, gut, dann hat heute die Sonne wohl noch nicht kräftig genug geschienen oder alle anderen im Haushalt haben ausgerechnet kurz vor mir geduscht.

Was für ein Luxus, sich einfach unter die Dusche zu stellen, den Hahnen aufzudrehen und schön warm duschen zu können – wann immer man will.
Kaum vorzustellen, dass die Menschen in vielen Armenviertel hier am Rande der Stadt, wie in La Mansión, wo der Comedor liegt, kein fließend Wasser in ihren Häusern haben. Früh morgens von 4 bis 6 werden die zentralen Wasserstellen für 2 Stunden aufgemacht und jede Familie kann eine bestimmte Menge an Wasser holen, die dann für den ganzen Tag reichen muss.
Da weiß ich es noch viel mehr zu schätzen unter der Dusche zu stehen und es kommt – wenn auch nur kalt – aber wenigstens fließend Wasser.

Waschmaschine
… Fehlanzeige. Ich wasche meine Wäsche hier großteils von Hand mit kaltem Wasser.

Spülmaschine
… hab ich hier in Peru noch nie gesehen. Jedes Mal nach dem Kochen und nach dem Essen spüle ich deshalb ganz fleißig – natürlich auch mit kaltem Wasser – meine Töpfe, Teller, Tassen, Gläser, Besteck …

Essen
kann ich nicht überall und wo ich möchte. Viele Dinge, vor allem die, die auf der Straße zubereitet und verkauft werden, werden nicht gründlich gewaschen/geputzt und unsauber verarbeitet. So habe ich zum Beispiel schon ein schlechtes Hühnchen auf einer pollada gegessen und bin die darauffolgende Nacht nicht zum Schlafen gekommen.

Wasser abkochen
Das selbe würde passieren, wenn ich das Wasser aus dem Wasserhahn einfach so trinken würde. Alles Wasser, was ich verwende und nachher in irgendeiner Form zu mir nehme muss ich vorher abkochen. Zu Beginn habe ich sogar nicht einmal meine Zähne mit Hahnenwasser geputzt.

Klopapier
darf hier auf keinen Fall in die Toilette geworfen werden – immer schön in den Mülleimer.


All das sind Kleinigkeiten, die ich vor allem zu Beginn meiner Zeit hier einfach übersehen habe. Doch nach und nach bemerke ich, dass diese kleinen Dinge oft zeitaufwendig und nervenaufreibend sind. 
Und doch denke ich mir jedes Mal wieder: Eigentlich kann man mit viel weniger leben und wie gut ich es hier doch eigentlich trotzdem habe im Vergleich zu den Menschen, die in den Armenvierteln leben.
Und vor allem in was für einem Luxus wir in Deutschland leben!

Der neue Comedor und eine kleine Geschichte aus der Schule


Umzug mit dem Comedor

Zu Ende des Monats März mussten wir mit dem Comedor umziehen, weil die Besitzerin des Hauses, in dem wir waren, umbauen wollte. So hatten wir zwei Wochen Zeit um ein neues Lokal zu suchen. Zum Glück haben die Mütter das in die Hand genommen und haben am Ende einen schönen Raum direkt gegenüber der Schule gefunden.
So ging es dann am 27. März los mit dem Umzug. Und bis ich von der Schule dann in La Mansión am anderen Ende der Stadt angekommen bin, war eigentlich schon fast alles getan: Die Mütter, Anne, Deisi und die Kinder haben eine super Arbeit geleistet und alles, was im Comedor war (Bänke, Tische, Küche, Töpfe … ) in den neuen Comedor getragen. Als ich dann mittags ankam haben wir lediglich noch ein paar Dinge geputzt und dann war der Comedor bereit für das nächste Mittagessen für ca. 50 Kinder.
 
Der neue Comedor

Kleine Geschichte aus der Schule – Conversación en el colegio

Una chica (5 años) pregunta a otra chica: „¿Vamos a juguar?“. Contesta la otra chica (6 años): „¡No, no quiero juegar!“

Für alle, die kein Spanisch verstehen: Ein Mädchen (5 Jahre) in der Schule fragt ein anderes Mädchen: „Gehen wir spielen?“. Antwortet die andere (6 Jahre): „Nein, ich will nicht spielen.“
An sich nichts besonderes, nur, dass sich die beiden jeweils im Verb spielen geirrt haben. Spielen im Infinitiv ist auf Spanisch „jugar“ – weder „juguar“ noch „juegar“ ;)

Vor allem für mich als Nicht-Muttersprachler ist das immer wieder witzig, was die Kinder teilweise sagen – aber andererseits auch erschreckend, denn oft lernen es die Kinder zu Hause einfach auch nicht besser, aber auch, weil in den Familien oft Quechua gesprochen wird.